Nach einer Nacht erholsamen Schlafs gings am Morgen danach erstmal an den Strand. Kaum zu glauben, aber wahr... sogar hier wollten die uns abzocken. Der Zutritt zum Strand sollte 8 Yuan kosten. Kommt nicht in die Tüte, sagten wir uns und zogen ein wenig weiter bis wir einen Abschnitt fanden, wo wir nichts bezahlen mussten, aber dafür von Schmuck- und Krimskramsverkäufern, Fotografen und Masseuren angequatscht wurden. Auf die Dauer kann das ganz schon vervig werden, vor allem wenn wenn die "Buyao, buyao!"-Ausrufe (="will ich nicht") keine Wirkung zeigen und die Leute energisch ihre Geschäfte ausgerechnet mit dir erledigen wollen.
Da wir den Abend vorher raus waren, ging ich davon aus, dass wir samstags etwas entspanntes unternehmen würden. Doch irgendwie schlug die Stimmung um und wir begaben uns erneut auf die Suche nach eine Lokalität zum feiern. Bartek schwenkte wieder den Flyer vom Barpark, wo den Tag zuvor ja nichts losgewesen war. "Ich habe das Gefühl, da geht heute richtig was!" In Zukunft sollten wir bei Barteks Intuition ein wenig skeptischer sein... Kurz nach 20Uhr dort angekommen, verließen gerade die letzten Leute den Park. Da geht gar nichts mehr, fanden wir heraus... Dei Saison zum Party-machen in Beidaihe ist engültig gelaufen. Also mussten wieder reorganisieren. Eine nochmalige Fahrt nach Qinghuandao war für mich ausgeschlossen. Dafür war ich zu müde. Höchstens 3-4h gab ich mir vorm schlafengehen... (oh mann, ich bin auch nichts mehr gewöhnt). Wir einigten uns zunächste auf ein Bier am Strand bevor wir ein Restaurant mit westlicher Musik entdeckten. Doch das schied aus, dort schoben sich nur mittelalte Russinen zu technoähnlichen Beats über die Tanzfläche. Nicht wirklich unser Klientel. Für die Russen aus der Umgebung von Vladivostok ist Beidaihe nur 2-3 Flugstunden entfernt und offenbar ein lohnender Trip. Einer der Russen, den wir später kennen lernten war so begeistert von diesem Nest, dass er sogar so weit ging, es als den besten Urlaubsort der Welt zu bezeichnen. Soweit würde ich nicht gehen wollen. Nichtsdestotrozt hat sich die lokale Tourismusindustrie daran angepaßt. Sehr viele Schilder, Hotelnamen und Speisekarten gibt es zwar auf kyrillisch, aber nicht auf Englisch.
Einige Beispiele von Ausschilderungen. Für mich hat es im Grunde keinen Unterschied gemacht, ob ich jetzt die chinesischen oder die russischen Schriftzeichen nicht lesen kann...
Gerade die Aktien des Strands als Lokalität wieder gestiegen waren, entdeckten wir, dass der einzige Supermarkt geschlossen hatte und somit die relaxte Strandoption ausfiel. Kurzentschlossen steuerten wir das nächste Lokal an, aus dem auch westliche Musik dröhnte. Schon nach kurzer Zeit wurden von ein paar Russen angesprochen woher wir kämen. Keine 5 min später waren wir umzingelt von ca. 20 schon etwas angetrunkenen Russen, die uns einen Vodka aufdrängten und auf Teufel komm raus mit uns trinken wollten. Die Kommunikation gestaltete sich jedoch als schwierig, da nur ein Bruchteil der Leute ein paar Brocken Englisch beherrschten. Nur Barrtek trumpfte auf, indem er Polnisch und Russisch mixte, so dass er sich mehr oder weniger verständlich machen konnte. Schon da fühlte ich mich bedrängt und ein wenig von der russischen Art der Gastfreundschaft überfordert. Und schon wieder hatte ich ein volles Glas Vodka vor mir stehen. Als dann noch ein bulliger Russe meine Irokesenschnitt bewunderte und die Standfestigkeit meiner Frisur durch Plattdrücken testete, hatt meine Neugier auf einen deutsch-russischen Abend negative Werte erreicht.
Gerade als wir die Russen soweit hatten, zu akzeptieren, dass wir keinen Vodka mehr trinken wollten, kreuzte Bartek mit einer weitern Flasche auf. Er meinte, es sei ein Geste der Höflichkeit ihnen auch Alkohol anzubieten und einzuladen, da sie ihren Vodka auch mit uns geteilt hätten (obowhl sie ja keiner aufgefordert hatte). In Bochum und Paderborn wurden wir auf den Kulturaustausch mit den Chinesen getrimmt- darauf, wie man mit Russen umgeht hatte uns keiner vorbereitet... Oh, und schon wieder hieß es "Nastrovje", "Hoch, die Tassen"! Die Chance auf ein ruhiges Bier vor dem Schlafengehen war damit hinüber.
Zwischenzeitlich wurde es sogar ganz witzig, einer der Russen kramte seine Gitarre raus und fing an zu spielen. Auch Bartek gab einige Lieder zum besten. Zwischenzeitlich musste sich Lena dem bulligen Russen erwähren, der sie offenbar ganz nett fand und umbedingt mit ihr tanzen wollte. Auch die Tatsache, dass sie schon einen Freund hat, konnte ihn nicht abschrecken. Genausowenig die Tatsache, dass er kein Wort Englisch sprach. So mussten seine plumpen Flitversuche immer von einem weitern Russen übersetzt werden. Beste Voraussetzungen für den Start einer tiefgründigen Beziehung...
Der Typ im Hintergrund filmte uns die ganze Zeit. Nebenher arbeitete er noch als Iro-Plattdrücker und Angraber...
Überhaupt wollten sie andauernd mit uns auf die Tanzfläche rennen. Offenbar ist das Brauch in Russland, jedenfalls direkt nach dem Konsum eines jeden Vodkas. Prost! Diesem Brauch konnten wir nur mit gezielten Ablenkungsmanövern und fadenscheinigen Ausflüchten aus dem Weg gehen. Ich versuchte ihnen klarzumachen, dass ich ein schlechter Tänzer sei. Sie verstanden, ich hätte einen kaputten Fuß... War mir nur recht, solange es mich von der Tanzfläche hielt...Und dann wurde es richtig brenzlig. Einer kam plötzlich auf mich zu und fragte mich, warum ich behaupten würde alle Russen seien Schweine. Da ist mir erstmal alles aus dem Gesicht gefallen. Gerade noch hatten wir zusammen getrunken, und plötzlich schlug die Stimmung um und ich wurde beschuldigt etwas gesagt zu haben, dass ich nicht getan hatte. Nur das beherzte eingreifen von Bartek und eines russischen Paares, dass die ganze Zeit bei uns gesessen hatte, ist es zu verdanken, dass nicht schlimmeres passiert ist. Bartek schnapppte sich ein paar von ihnen und entkräftete jedes Gerücht. Ich konnte tatsächlich nichts sagen. Ich war so platt vor Schock. Damit kann doch keiner rechnen. Nachdem wir kurz darauf noch auf die Völkerverständigung getrunken hatten und das Gross der Russen für einen Moment im Restaurant verschwunden, machten wir uns auf und davon. Die Gefahr war groß, dass einige von ihnen auf eine Prügelei aus waren. Immerhin waren sie schon seit einigen Stunden am Trinken und rational denken fällt dann schon etwas schwer.
Am darauffolgenden Tag reichte es nur noch für eine kleine Runde Strand. Dort sind uns zwei weitere Eigenarten der Chinesischen Kultur begegnet. Zum einen heben auch sie beim Posieren für ein Foto die Hände um ein V mit ihrem Zeige- und Mittelfinger zu bilden. Ich dachte, dass wäre nur den Japanern zu eigen. Natürlich wurde das als "Cultural Picutre" direkt fotografisch festgehalten. Aber auch wir wurden mal mehr mal weniger auffällig in den Fokus genommen. So fotagrafierte Lena jemand "unauffällig" im Vorbeigehen, während unsere Gruppe beim entspannen ganz ungeniert fotografiert wurde. Als wir den Fotografen zuwinkten um ihnen klar zu machen, dass wir merkten, was er machte, freute er sich nur und winkte fröhlich zurück und zeigte uns später sogar sein Meisterwerk... Schon witzig, das Chinesische Volk!
Zum anderen herrscht in China die Sitte, dass sich Männer das T-Shirt aufrollen und unter die Achseln klemmen. Wahlweise wird dabei der Bauch besonders hervorgestreckt. Das gegegnet einem allerings nicht nur am Strand, sondern auch wahlweise auf der Straße oder in Clubs (so gesehen im Entertainment Club). Ob dies einfach nur dazu dient, den Körper zu kühlen oder ein zur Schau stellen der Männlichkeit ist, müssen wir noch herausfinden.
Rainer in "traditioneller" chinesischer Männerkluft: T-Shirt tragen, aber aufgerollt und unter die Achseln geklemmt. Nur das mit dem Bauch rausstrecken üben wir nochmal...
Eine weiter Eigenart begegnete uns auf der Heimreise im Bus. Der Chinese neben mir zog seinen Schleim schon die ganze Busfahrt mit einer entsprechenden Geräuschkulisse hoch. Daran hab ich mich ja mittlerweile gewöhnt. Auch das dazugehörige Spucken auf die Straße lößt bei mir keine Ekel mehr aus. Doch der Typ hat kann einfach in Ermagelung einer Straße ans Fenster gerotzt/gespuckt. Das setzt dem Maß der Ertäglichkeit schon die Krone auf!
Polizeischild in Beidaihe: "We salute you for your civilized behaviour"- "Wir salutieren Ihnen für Ihr zivilisiertes Benehmen!"- Dem Typen im Bus salutiere ich garantiert nicht.
Auf der Fahrt fing es dann an zu Schütten. Als wir aus dem Bus ausstiegen stand der Busbahnhof schon teilweise knöcheltief unter Wasser, da das Ablaussystem eher bedingt bis mangelhaft finktionierte. Ganauso sah es auf den Straßen aus. Geschäftstüchig wie die Chinesen nun mal sind, wurden direkt an der Bustür Regenschirme verkauft. Wer mich und meine Geschichte mit Urlaub in Zusammenhang mit Regen kenn, weiß, dass ich keinen Urlaub ohne Regenschirm antrete. So hatte ich meinen Regenschirm dabei, während die anderen 4 sich noch alle einen kauften.
Das Wasser von den Dächern wird einfach auf die Straße geleitet und dort muss es zusehen wie es wegkommt.
3 Kommentare:
Wie immer - super Reiseberichte :-) Mehr davon! Grüß mir alle, Vera
Meine Fresse, was schreibst du denn für Romane???? Das kann ein Student im Stress doch kein Fatz mitverfolgen!?! Aber die Bilder sind mal wieder stylisch!!! und selbst ich wusste nicht wo beidaiche liegt! Tschakka
Meine Güte.
Du schreibst so viel.
Da komm ich gar nicht hinterher.
Vor allem nicht, wenn ich ein paar Tage unterwegs war.
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