Freitag, 19. September 2008

24h Zugfahrt

Als wir uns entschieden mit dem Zug von Hong Kong nach Peking zu fahren, war ich zuerst skeptisch. 24h in einem Zug auf engstem Raum. Dabei soll man schlaften können? Das ganze gerumpel und so richtig viel sehen würde man auch nicht... Naja, wir enschlossen uns dann für einen Aufpreis con guten 30€ die Luxusvariante (Softsleeper) zu wählen. Statt 6 Leuten in einem Abteil waren es nur 4. Statt einer Türrahmen ohne Tür hatte unser Abteil tatsächlich eine verschliesßbare Tür. Wir teilten uns die zwei Toiletten in unserem Wagon nur mit 36 Personen anstatt mit doppelt sovielen. Insgesamt war ich also positiv überrascht und das Schlafen klappte mit Ohropax und trotz Jetlag hervorragend!
Doch schon kurz dem Anbruch der Reise begegnete uns der erste "Cultural Incident":
Auf dem Gang erschien eine Schaffnerin in Uniform die mit dem englischen Ausruf "Passport" jeden aufforderte ihr doch mal den Pass zu zeigen. Weil sie dieses eine Wort so souverän in jedes Abteil hineinschmetterte (doch irgendwie sonst nicht viel sagte, was uns allerdings nicht auffiel) gingen wir davon aus, dass ihr Englisch im Grunde auch perfekt sein müsste. Julian fragte sie dann auf Englisch ob noch viele Personen zusteigen würden. Darauf reagierte sie mit einem entsetzten Gesichtsausdrück der irgendwie sehr viel Leere ausstrahlte.... Schon da konnten wir uns nicht mehr zusammenreißen und fingen an zu kichern. Darauf warfen wir unser gebündeltes Chinesisch in den Raum um einen Satz zu bilden der annähernd den Inhalt hatte wie Julian Frage. Das war natürlich wiederrum begleitet von Gelächter unsererseits und ratlosem Blick von Seiten der Schaffnerin. Schliesslich gab Julian mit Händeschütteln auf und die Schaffnerin zog ohne nur ein einziges Wort gesagt zu haben wieder ab...
So im Nachhinein muss sie sich wohl sehr verarscht vorgekommen sein. Da sitzt eine Horde Westler, die sich augenscheinlich über sie lustig macht. Wir haben uns allerdings eher über die Situation an sich (war ja schliesslich nicht die erste solcher Situationen) und uns selbst lustig gemacht. Auf jeden Fall wurden wir von ihr danach nur noch mit einem etwas abschätzigen Blick bestraft und ein freundlichen Grinsen war danach nicht zu finden.
Der Rest der Fahrt blieb relativ ereignislos... obwohl... um halb 8 klopfte es energisch an unserer Abteiltür. So wurde ich unsanft aus meinen Träumen gerissen und saß plötzlich aufrecht im Bett. Ich schaute kurs auf die andere Seite des Abeils, Lena saß genauso dort wie ich. Wir rissen die Tür auf, und uns sprang eine chinesische Frau entgegen, die wild gestikulierend nach rechts zeigt und uns irgendetwas zu erklären versuchte. Gerade mal 2 Sekunden war es mit meiner Auffassungsgabe noch nicht weit her und so muss es auch wohl die chinesiche Dame gesehen haben. Sie machte sich nach unserer Nullraktion wieder von Dannen. Lena und ich konnten nur mit den Schultern zucken und legten uns wieder schlafen.

1 Kommentar:

Sara hat gesagt…

"Cultural Incident" ist doch ein sehr schönes Wort für einen unangenehmen Zwischenfall.
Ich persönlich musste bei deiner Beschreibung an Queenstown und den "public porn" denken. Public pond? Public umbrella? ?!?
Da haben wir ja auch nur gelacht!