Dienstag, 30. September 2008

Shanghai, ich komme!

Jaja, nachdem wir lange Zeit nicht wussten was wir in den "National Holidays" machen würden und es sogar danach aussah, dass wir in Peking bleiben würden, gehts jetzt doch noch nach Shanghai.
Die Tickets besitzen wir seit gestern und morgen abend gehts los. Wie lange wir tatsächlich dort bleiben werden, wissen wir allerdings noch nicht. Denn in China ist es aus unerfindlichen Gründen am Bahnhof nicht möglich eine Rückreise zu buchen. Diese können wir offenbar erst am Bahnhof in Shanghai bekommen. Schon komisch, aber irgendwie auch durchweg chinesisch...
Jedenfalls weiß ich nicht, ob ich morgen nochmal die Zeit und Muße habe über die letzten Tage zu berichten, daher hier die Kurzversion der letzten Tage:

- Wir haben eine Gruppe chinesischer Romanistik-Studenten kennen gelernt, die mit uns Deutsch sprechen wollen. Mit ihnen waren wir letzte Woche in einem Hutong, einem traditionellen pekinger Viertel, in denen noch verwinkelte und kleine Gassen vorherrschen. Leider ist die ganze Sache arg touristisch geprägt. Trotzdem war es mal interessant etwas von der Stadt zu sehen.
Vor dem Drum Tower.

Am Eingang des Hutong.



Chinesen beim Spielen von "illegalen", aber geduldeten Glückspielen im Park.


Idylle in der hektischen Umgebung von Touristen.


Wir mit Joghurt, der an jeder Straßenecke verkauft wird und unglaublich gut schmeckt.


Lena mit einem Schweinchen aus flüssigem Zucker, das sie selbst aufgeblasen hat. Mittlerweile ist es in seine Bestandteile zerflossen...

- Einkauf-der-Hölle. Bartek hatte sich überlegt für uns zu kochen. So weit, so gut. Doch wir brauchten dafür natülich die Zutaten. Ich begleitete ihn, und später kamen auch noch Lena und Rainer dazu. Und was darauf folgte, hab ich noch nicht erlebt! Nach zwei Stunden im Carrefour, abgewetzten Füßen, unzähligem Nachfragen bei Verkaufspersonal, blanken Nerven, 3 gestressten Deutschen, einem müden Polen und min. 20 medium-kompetenten Carrefourmitarbeiten, hatten wir fast alles was wir brauchten. Dabei haben wir herausgefunden, dass es Vanillezucker und Cocktailkirschen in China nicht gibt, Feta aus Deutschland kommt und 5€ kostet, die chinesiche Käseabteilung winzig ist und im Grunde nur aus Sandwichkäse besteht und das chinesische Personal immer versucht einem zu helfen.

- Zum hilfreichen Personal noch eine Story: Rainer und ich machten uns letzte Woche mal ins Reisebüro auf, um zu checken, was denn für die Goldene Woche so möglich sei. In einem der Reisebüros wurde kein Englisch gesprochen und nachdem wir erfolglos versucht hatten uns zu verständigen, stand ich schon kurz vor der Aufgabe, bis die Reiseverkehrsfachfrau ihr Telefon zückte und mir in die Hand drückte. Am anderen Ende befand sich ihr Freund, der Englisch sprach. So beschrieben wir ihm unsere Wünsche und Vorschläge während seine Freundin uns mit großen Augen anschaute. Dann gab ich ihr den Hörer wieder zurück und die Action startete. Es wurde wild in den PC getippt, diskutiert und auch anderes Personal hinzugezogen. Plötzlich hatte ich den Hörer wieder in der Hand und Detailfragen mussten geklärt werden. So ging das eine ganze Weile. Mal legte sie auf, wir warteten 20min ohne das nicht geschah und irgendwann war ihr Freund wieder in der Leitung und am Ende hatten wir ein Angebot, was uns dann aber doch zu teuer war. Bis jetzt können wir uns wirklich nicht darüber beklagen, dass uns nicht geholfen wird. Davon können die sich in der Servicewüste Deutschland mal eine Scheibe abschneiden.

- Ein Party Wochenende erlebt. Sowohl am Samstag, als auch am Sonntag gings auf die Piste. Nachdem Bartek am Samstag für uns spanische Tapas kochte landeten wir im Kneipenviertel Sunlitung, wo hauptsächlich Westler unterwegs waren und wir eine richtige "Night-Out" erlbebten. Da blieb kein Auge trocken. Den Tag drauf waren wir dann in Wudaokou, wo wir mit ein paar chinesischen classmates hinfuhren. Ich wollte eigentlich gar nicht so lange unterwegs sein (nachdem ich immer noch unter dem vorherigem Tag litt), doch auch dort wurde es irgendwie wieder mal richtig spät- bzw. früh.

- Heute mit eine Gruppe von Classmates eine Tag verbracht. Erstes Ziel war der Sommerpalast der alten Kaiser. Schön gelegen, alte Tempel und ein riesiger See in der Mitte. Doch wegen den National Holidays war das Ding einfach hoffnungslos überfüllt!! Überall wurde man gestoßen, gerempelt. Es wird vorgedrängelt, geknipst und vor die Füße gelaufen. Schon nach 10min war ich überfordert! An sowas kann man sich auch nicht gewöhnen! Wirklich unentspannt!
Achtet nicht auf mich, sondern auf die Menschenmassen im Hintergrund!!!


Als wir dann irgendwann beschlossen, dass wir kollektiv keine Lust mehr auf die Menschmassen hatten, schlugen die Chinesinnen vor, Eislaufen zu gehen. Eigentlich hatte keiner so richtig Lust darauf (weil wir alle tatsächlich schrecklich geschafft waren), doch aus Höflichkeit stimmten wir zu. Wir wollten nicht als zu anstrengend erscheinen, weil sie sich schon sehr viel Mühe gaben und einen schönen Tag zu bereiten. Und was soll ich sagen?! Es war trotzdem total witzig. Ich hatte zwar nicht damit gerechnet im nächsten halben Jahr mal wieder Schlittschuhe unter meine Füße zu spannen, doch übte die angenehme Kälte und die entspannte Atmosphäre einen einnehmenden Reiz aus. Die Chinesen taten sich allerdings etwas schwer mit dem Eislaufen, und ihnen musste man öfter mal die Hände halten. Für mich war es nach einer Partie Tennis im August die erste richtige sportliche Beschäftigung seit meinem Surfkurs in Bayron Bay. Danach gings noch zum HotPot-Essen, wo ich mich mittlerweile gar nicht mal so schlecht mit den Stäbchen anstellte und ausnahmsweise mal keine größere Schweinerei anstellte...
Die haben für uns natürlich die ganz guten Schlittschuhe rausgeholt...

Jeder bekam seinen eigenen HotPot, was sicherlich dazu beigetragen hat, dass ich meine Sauerein bei mir blieben.

Samstag, 27. September 2008

Uniwoche No 1

Nach unserem erlebnisreichen Wochenende in Beidaihe, holte uns der Alltag mit dem Beginn unserer Unikurse schnell wieder ein. Insgesamt belegen wir bis jetzt vier Kurse:

1. Analytical Techniques
Mein absoluter Lieblingskurs, der zur besten Unizeit stattfindet: Hinter der Bezichnung verbirgt sich eine statistisch-mathematischer Kurs, der montags von 18.00 bis 21.30 Uhr stattfindet! Die Sache steigert sich ins unermesslich gute durch die Tatsache, dass unser Professor eher schlecht als recht das Englisch beherrscht und seinen Redefluss nach mindestens jedem zweiten Satz mit einem gehusteten Räuspern unterbricht.

2. Management in International Firms
Wäre eigentlich genau der richtige Kurs für mich, weil es sich dabei um einen Personalkurs handelt. Allerdings habe ich in meiner Unilaufbahn schon sooo viele Persokurse gehört, dass ich befürchte in diesem nichts neues mehr zu lernen. Die Dozentin scheint in Ordnung, doch hat sie sich ihr ganzes Wissen nur angelesen, da sie vorher Englisch studiert hat. Wir vermuten, dass sie den Job nur bekommen hat, weil sie Englisch sprechen kann...
Für mich wirft das folgende Frage auf: Wird diese Veranstaltung von einer wirtschaftlich-inkompetenten Englischlehrerin gehalten, oder ist Personalwesen so einfach und trivial, dass man da jeden Hansel hinsetzen kann..?

3. International Trade
Soweit ganz interessant. Weiß zwar auch nicht ob mir das fachlich irgendetwas bringen wird, jedoch erzählt die Dozentin während der Veranstaltung laufend irgendwelche Stories. Die müssen nicht mal mit dem Stoff zu tun haben. So erzählte sie z.B. von amerikanischen Touristen in Frankreich, die aus Angst vor evtl. unreinem Wasser ihr eigenes aus Amerika mitnahmen. Ob das Wasser, was sie aus Amerika mitnahmen von der Marke Evian stammt, oder nicht, ließ sie allerdings offen...
Dann fragte sie uns, was denn momentan eine Mangelware an der Wall Street sei...
... ja natürlich Papierboxen! Die bekommt jeder Banker, gefüllt mit seinen persönlichen Habseligkeiten, in die Hand gedrückt, bevor er wegen der andauernden Finanzkrise gefeuert und aus dem Büro begleitet wird.

4. International Strategy
Dies ist momentan das beliebteste Fach bei uns. Das liegt allerdings nicht an der Vorlesungsstoff. Ich werde dieses Veranstaltung, die bei uns auch als "Stategisches Management" bekannt ist, insgesamt zum dritten Mal hören. Einmal in Deutschland, einmal in Australien und jetzt hier in China. Nein, was uns wirklich begeistert ist die Doezntin: ausgezeichnetes Englich, taffes Auftreten und ein recht profisionelles Erscheinungsbild. Das sie mit ihren 35 Jahren schon 8 Jahre diesen Kurs unterrichtet, vorher 5 Jahre in einer Firma gearbeitet hat und nebenher noch ihr Kind erzieht, finde ich schon recht beeindruckend.

Insgesamt betrachte ich die Kurse (außer dem Analytical Techniques, wo das dicke Ende nur ein paar Wochen entfernt ist) momentan als mäßig große Herausforderung. Man wird zwar ordentlich arbeiten müssen, was sich durch Gruppenarbeiten, Präsentationen und Seminararbeiten einfach nicht vermeiden läßt, doch akademisches Neuland werde ich in China wohl nicht betreten. Dafür sorgen schon allein die eher mäßigen Englischkenntnisse meiner chinesischen Mitstudenten. Das geht sogar soweit, dass die Dozenten oft das gerade erzählte nochmal auf Chinesisch übersetzen. In dieser Zeit, die von 1-5 min dauern kann, sitzen die Austauschies einfach nur dumm rum und versuchen die Zeit totzuschlagen. Aber die Studenten können einem auch schon mal Leid tun. Sie beteiligen sich bisher eher zaghaft am Unterricht und während die Ausländer für ihre Kommentare schon mal ein Lob einstreichen, werden die Chinesen direkt am Vorlesungsbeginn kritisiert. Gleichzeitig wird eingefordert, dass sie ihr Englisch verbessern und da dies nur durch viel Arbeit zu bewerkstelligen ist, drücken ihnen die Dozenten noch extra Literaturrecherchen auf.
Neben uns fünf Studenten von der Uni Paderborn, nimmt noch der Engländer Matt an dem ganzen Programm teil. Er war schon vor 3 Jahren mal für 10 Monate in Peking und hat daher schon ein passables Mandarin drauf. Ohne größere Probleme unterhält er sich mit den chinesischen Studenten und tritt im Restaurant souverän auf.
Daneben gits noch Dorina, die in Cottbus studiert und einen Austausch hier macht. Sie nimmt allerdings nur an den Nachmittagvorlesugen teil, da sie morgens einen Chinesischkurs besucht. Genauso macht das der Spanier Tristan, der aus Valenzia kommt. Für Bartek, Lena und mich ist das eine hervorragende Gelegenheit mal wieder etwas Spanisch zu sprechen.

Aber auch ein paar von den Chinesen sind sehr nett und hilfsbereit. Mit zwei Mädels von unserem Kurs waren wir letztens in der Mensa, nachdem wir das erste Mal als wir die Mensa betraten, direkt wieder auf dem Absatz kehrt machten. Das sah alles sehr merkwürdig aus und das ganze Ding war einfach hoffnungslos überfüllt.
Bevor wir allerdings unser erstes Mensamenü zu uns nahmen, gabs noch einen weiten "Cultural Incident". Für die Mensa brauch man einen Mensakarte, die wir zwar haben, aber auf das wir bis zu dem Zeitpunkt noch kein Geld aufgezahlt hatten. Daher überlegten wir uns in die eher Restaurant-ähnliche "Dinning Hall No. 2" zu gehen, in der wir schon einige gute Mahlzeiten zu uns genommen hatten. (Ja, die schreiben hier "Dining Hall" mit doppel-n, warum auch immer.)
Die Mädels stimmten zu, obwohl sie eigentlich eine Mensakarte besaßen, die im Gegensatz zu unserer sogar mit genügend Geld ausgestattat war. Erst als wir auf Grund der Größe unserer Gruppe (wir waren insgesamt immerhin 7 Leute), keine Platz in der Dinning Hall No. 2 bekamen, wurde uns bewußt, dass das ganze Ding unter Umständen zu teuer für die beiden Mädels sein könnte. Mit durchschnittlich 2 € hatten wir für unsere Verhältnisse dort immer recht günstig gegessen, doch was können sich chinesische Studenten tatsächlich leisten?? Doch was sollten wir tun. Die beiden in die Mensa schicken, während wir dort blieben. Sollten wir unsere Karten aufladen, und die beiden zu jedem unserer Gänge mitnehmen. Schliesslich einigten wir uns darauf, dass sie für uns erstmal mitbezahlten, und wir ihnen später das Geld geben würden. Das nahmen sie nur leider später nicht an. Sie weigerten sich konsequent unser Geld zu akzeptieren. Zwar war das Essen unschlagbar günstig (ich glaube ich habe mir für 70 cent den Bauch voll geschlagen), doch weil sie für uns alle das ganze ausgelegt haben, war es für sie im nachhinein teurer als das Essen in der Dinning Hall No. 2.

Einer weiterer Vorfall der unter die Rubrik Kommunikationsschwierigkeit fallen könnte ereignete sich am Anfang der Woche. Aus irgendwelchen Gründen hatte Bartek keinen Zugang zum Internet mehr. Er gönnte sich eine neue W-LAN Karte und wollte das ganze auf seinem Notebook installieren. Doch leider war die Software als auch die Bedienungsanleitung nur auf Chinesisch vorhanden. Sein Notebook hat allerdings, genauso wie Bartek selbst, die polnische Nationalität, bzw. hat keine chinesische Spracherkennung, was dazu führte, dass alle in allen Fenster der Software nur lustige Kästchen erschienen. Später kam Felix, einer unserer chinesisichen Ansprechpartner bei uns vorbei, um uns zu sagen wo wir ein gutes Reisebüro finden könnten. Bartek schnappte sich direkt mal Felix und drückte ihm die chinesische Bedienungsanleitung in die Hand. Der war ein wenig überfordert, da er zwar die Bedienungsanleitung lesen konnte, aber natürlich mit den Kästchen auf dem Computer auch nichts anzufangen wußte. So saß ein Pole vor seinem polnischen "sprechenden" Computer und ein Chinese mit der chinesichen Bedienunngsanleitung vor der Software, die irgendwie keine Sprache so richtig sprach, und die ganze Unterhaltung lief auf Deutsch! Ich hätte mich vor Lachen schon wegwerfen können. Denn natürlich ist die Computersprache schon eine sehr spezielle Sprache und so saß ich noch dazwischen um eventuelle Sprachprobleme der beiden zu moderieren... Wir versuchten dann anhand dem Aufbau der verschiedenen Fenster die entsprechende Seite in der Anleitung zu finden und Felix versuchte dann zu erklären, worum es in dem entsprechenden Menü ging. So entstanden schon mal Dialoge wie dieser:

Felix: "So jetzt musst du den Verbindungstypen ändern"
Bartek:"Tja, was soll ich denn auswählen. Das mit drei Kästchen, oder das mit vier Kästchen?"
Ich: "... das mit vier Kästchen, das mit drei haben wir doch vorhin schon ausprobiert?!...oder war das ein anderes Fenster... Felix?!"

Letzendlich empfahl Felix Bartek sich doch einfach einen neuen Computer zu kaufen. Und nachdem wir danach erfolglos ein Internetkabel kauften und dies auch nicht funktionierte, ist Bartek nun stolzer Besitzer eines neuen Notebooks. Natürlich mit einer chinesischen Version von Windows...
Doch Barteks Glück scheint unermesslich. Nachdem wir ja seit letzter Woche im Besitz von neuen Fahrrädern sind, hielt Barteks Fahhrad genau eine Woche! Es wurde diese Woche vor unserer Haustür gestohlen! Schon dreist, aber eines neues Fahrrad ist schon verlockend. Seitdem achten wir alle darauf, unsere Fahrräder auch tatsächlich irgendwo fest anzuketten. Barteks neues gebrauchtes Fahrrad ist quietschrosa und ich bezweifle, dass dies jemand klauen will. Nur leider kam er damit auch nicht weit, bevor ihm die Fahrradkette abfiel. Für ein viertel des Kaufpreises ließ er sich eine neue Kette aufspannen und jetzt ist er endlich wieder mobil.

Montag, 22. September 2008

Strand und Russen

Nach einer Nacht erholsamen Schlafs gings am Morgen danach erstmal an den Strand. Kaum zu glauben, aber wahr... sogar hier wollten die uns abzocken. Der Zutritt zum Strand sollte 8 Yuan kosten. Kommt nicht in die Tüte, sagten wir uns und zogen ein wenig weiter bis wir einen Abschnitt fanden, wo wir nichts bezahlen mussten, aber dafür von Schmuck- und Krimskramsverkäufern, Fotografen und Masseuren angequatscht wurden. Auf die Dauer kann das ganz schon vervig werden, vor allem wenn wenn die "Buyao, buyao!"-Ausrufe (="will ich nicht") keine Wirkung zeigen und die Leute energisch ihre Geschäfte ausgerechnet mit dir erledigen wollen.

Markus im Gelben Ozean...

Rainer und Lena beim entspannen

Naja, insgesamt hatten wir jedoch einen entspannten Strandtag und richtig Glück mit dem Wetter. Zwar war es etwas diesig, doch immerhin kam die Sonne soweit durch, dass man ohne kalt zu werden, am den Strand liegen und das Wasser genießen konnte. Abends gabs dann nochmals Seafood. Für mich sollte es das letzte mal gewesen sein, denn wenn man nicht gerade Shrimps isst, gestaltet sich das das Essen von Seafood als aufwändig. Ständig muss gepuhlt werden, Grähten rausgefischt, und Schalen geknackt werden. Ich finde das immer schrecklich langwierig und nicht im geringsten Maße befriedigend. Und die Tatsache, dass in China alles nur gehackt wird, und mit sämtlichen Grähten etc (im Fall von Chicken/Fleisch auch mit Knochen) auf den Tsich kommt, verstärkt die negative Tendenz...
Strandszenerie

Da wir den Abend vorher raus waren, ging ich davon aus, dass wir samstags etwas entspanntes unternehmen würden. Doch irgendwie schlug die Stimmung um und wir begaben uns erneut auf die Suche nach eine Lokalität zum feiern. Bartek schwenkte wieder den Flyer vom Barpark, wo den Tag zuvor ja nichts losgewesen war. "Ich habe das Gefühl, da geht heute richtig was!" In Zukunft sollten wir bei Barteks Intuition ein wenig skeptischer sein... Kurz nach 20Uhr dort angekommen, verließen gerade die letzten Leute den Park. Da geht gar nichts mehr, fanden wir heraus... Dei Saison zum Party-machen in Beidaihe ist engültig gelaufen. Also mussten wieder reorganisieren. Eine nochmalige Fahrt nach Qinghuandao war für mich ausgeschlossen. Dafür war ich zu müde. Höchstens 3-4h gab ich mir vorm schlafengehen... (oh mann, ich bin auch nichts mehr gewöhnt). Wir einigten uns zunächste auf ein Bier am Strand bevor wir ein Restaurant mit westlicher Musik entdeckten. Doch das schied aus, dort schoben sich nur mittelalte Russinen zu technoähnlichen Beats über die Tanzfläche. Nicht wirklich unser Klientel. Für die Russen aus der Umgebung von Vladivostok ist Beidaihe nur 2-3 Flugstunden entfernt und offenbar ein lohnender Trip. Einer der Russen, den wir später kennen lernten war so begeistert von diesem Nest, dass er sogar so weit ging, es als den besten Urlaubsort der Welt zu bezeichnen. Soweit würde ich nicht gehen wollen. Nichtsdestotrozt hat sich die lokale Tourismusindustrie daran angepaßt. Sehr viele Schilder, Hotelnamen und Speisekarten gibt es zwar auf kyrillisch, aber nicht auf Englisch.


Einige Beispiele von Ausschilderungen. Für mich hat es im Grunde keinen Unterschied gemacht, ob ich jetzt die chinesischen oder die russischen Schriftzeichen nicht lesen kann...

Gerade die Aktien des Strands als Lokalität wieder gestiegen waren, entdeckten wir, dass der einzige Supermarkt geschlossen hatte und somit die relaxte Strandoption ausfiel. Kurzentschlossen steuerten wir das nächste Lokal an, aus dem auch westliche Musik dröhnte. Schon nach kurzer Zeit wurden von ein paar Russen angesprochen woher wir kämen. Keine 5 min später waren wir umzingelt von ca. 20 schon etwas angetrunkenen Russen, die uns einen Vodka aufdrängten und auf Teufel komm raus mit uns trinken wollten. Die Kommunikation gestaltete sich jedoch als schwierig, da nur ein Bruchteil der Leute ein paar Brocken Englisch beherrschten. Nur Barrtek trumpfte auf, indem er Polnisch und Russisch mixte, so dass er sich mehr oder weniger verständlich machen konnte. Schon da fühlte ich mich bedrängt und ein wenig von der russischen Art der Gastfreundschaft überfordert. Und schon wieder hatte ich ein volles Glas Vodka vor mir stehen. Als dann noch ein bulliger Russe meine Irokesenschnitt bewunderte und die Standfestigkeit meiner Frisur durch Plattdrücken testete, hatt meine Neugier auf einen deutsch-russischen Abend negative Werte erreicht.
Fröhliches Gitarrespielen

Gerade als wir die Russen soweit hatten, zu akzeptieren, dass wir keinen Vodka mehr trinken wollten, kreuzte Bartek mit einer weitern Flasche auf. Er meinte, es sei ein Geste der Höflichkeit ihnen auch Alkohol anzubieten und einzuladen, da sie ihren Vodka auch mit uns geteilt hätten (obowhl sie ja keiner aufgefordert hatte). In Bochum und Paderborn wurden wir auf den Kulturaustausch mit den Chinesen getrimmt- darauf, wie man mit Russen umgeht hatte uns keiner vorbereitet... Oh, und schon wieder hieß es "Nastrovje", "Hoch, die Tassen"! Die Chance auf ein ruhiges Bier vor dem Schlafengehen war damit hinüber.
Nettes Pärchen

Zwischenzeitlich wurde es sogar ganz witzig, einer der Russen kramte seine Gitarre raus und fing an zu spielen. Auch Bartek gab einige Lieder zum besten. Zwischenzeitlich musste sich Lena dem bulligen Russen erwähren, der sie offenbar ganz nett fand und umbedingt mit ihr tanzen wollte. Auch die Tatsache, dass sie schon einen Freund hat, konnte ihn nicht abschrecken. Genausowenig die Tatsache, dass er kein Wort Englisch sprach. So mussten seine plumpen Flitversuche immer von einem weitern Russen übersetzt werden. Beste Voraussetzungen für den Start einer tiefgründigen Beziehung...
Bartek in Action

Der Typ im Hintergrund filmte uns die ganze Zeit. Nebenher arbeitete er noch als Iro-Plattdrücker und Angraber...

Überhaupt wollten sie andauernd mit uns auf die Tanzfläche rennen. Offenbar ist das Brauch in Russland, jedenfalls direkt nach dem Konsum eines jeden Vodkas. Prost! Diesem Brauch konnten wir nur mit gezielten Ablenkungsmanövern und fadenscheinigen Ausflüchten aus dem Weg gehen. Ich versuchte ihnen klarzumachen, dass ich ein schlechter Tänzer sei. Sie verstanden, ich hätte einen kaputten Fuß... War mir nur recht, solange es mich von der Tanzfläche hielt...
Und dann wurde es richtig brenzlig. Einer kam plötzlich auf mich zu und fragte mich, warum ich behaupten würde alle Russen seien Schweine. Da ist mir erstmal alles aus dem Gesicht gefallen. Gerade noch hatten wir zusammen getrunken, und plötzlich schlug die Stimmung um und ich wurde beschuldigt etwas gesagt zu haben, dass ich nicht getan hatte. Nur das beherzte eingreifen von Bartek und eines russischen Paares, dass die ganze Zeit bei uns gesessen hatte, ist es zu verdanken, dass nicht schlimmeres passiert ist. Bartek schnapppte sich ein paar von ihnen und entkräftete jedes Gerücht. Ich konnte tatsächlich nichts sagen. Ich war so platt vor Schock. Damit kann doch keiner rechnen. Nachdem wir kurz darauf noch auf die Völkerverständigung getrunken hatten und das Gross der Russen für einen Moment im Restaurant verschwunden, machten wir uns auf und davon. Die Gefahr war groß, dass einige von ihnen auf eine Prügelei aus waren. Immerhin waren sie schon seit einigen Stunden am Trinken und rational denken fällt dann schon etwas schwer.

Am darauffolgenden Tag reichte es nur noch für eine kleine Runde Strand. Dort sind uns zwei weitere Eigenarten der Chinesischen Kultur begegnet. Zum einen heben auch sie beim Posieren für ein Foto die Hände um ein V mit ihrem Zeige- und Mittelfinger zu bilden. Ich dachte, dass wäre nur den Japanern zu eigen. Natürlich wurde das als "Cultural Picutre" direkt fotografisch festgehalten. Aber auch wir wurden mal mehr mal weniger auffällig in den Fokus genommen. So fotagrafierte Lena jemand "unauffällig" im Vorbeigehen, während unsere Gruppe beim entspannen ganz ungeniert fotografiert wurde. Als wir den Fotografen zuwinkten um ihnen klar zu machen, dass wir merkten, was er machte, freute er sich nur und winkte fröhlich zurück und zeigte uns später sogar sein Meisterwerk... Schon witzig, das Chinesische Volk!

Schön die Hand zum "V" erheben!

Unsere erschöpfte Reisegruppe- genaus das Foto, welches auch einige Chinesen von uns machten.

Zum anderen herrscht in China die Sitte, dass sich Männer das T-Shirt aufrollen und unter die Achseln klemmen. Wahlweise wird dabei der Bauch besonders hervorgestreckt. Das gegegnet einem allerings nicht nur am Strand, sondern auch wahlweise auf der Straße oder in Clubs (so gesehen im Entertainment Club). Ob dies einfach nur dazu dient, den Körper zu kühlen oder ein zur Schau stellen der Männlichkeit ist, müssen wir noch herausfinden.

Rainer in "traditioneller" chinesischer Männerkluft: T-Shirt tragen, aber aufgerollt und unter die Achseln geklemmt. Nur das mit dem Bauch rausstrecken üben wir nochmal...

Eine weiter Eigenart begegnete uns auf der Heimreise im Bus. Der Chinese neben mir zog seinen Schleim schon die ganze Busfahrt mit einer entsprechenden Geräuschkulisse hoch. Daran hab ich mich ja mittlerweile gewöhnt. Auch das dazugehörige Spucken auf die Straße lößt bei mir keine Ekel mehr aus. Doch der Typ hat kann einfach in Ermagelung einer Straße ans Fenster gerotzt/gespuckt. Das setzt dem Maß der Ertäglichkeit schon die Krone auf!
Polizeischild in Beidaihe: "We salute you for your civilized behaviour"- "Wir salutieren Ihnen für Ihr zivilisiertes Benehmen!"- Dem Typen im Bus salutiere ich garantiert nicht.

Auf der Fahrt fing es dann an zu Schütten. Als wir aus dem Bus ausstiegen stand der Busbahnhof schon teilweise knöcheltief unter Wasser, da das Ablaussystem eher bedingt bis mangelhaft finktionierte. Ganauso sah es auf den Straßen aus. Geschäftstüchig wie die Chinesen nun mal sind, wurden direkt an der Bustür Regenschirme verkauft. Wer mich und meine Geschichte mit Urlaub in Zusammenhang mit Regen kenn, weiß, dass ich keinen Urlaub ohne Regenschirm antrete. So hatte ich meinen Regenschirm dabei, während die anderen 4 sich noch alle einen kauften.
Das Wasser von den Dächern wird einfach auf die Straße geleitet und dort muss es zusehen wie es wegkommt.

Beidaihe

Wir kommen gerade aus einem sehr spannenden Wochenende aus Beidaihe (ausgesprochen: Beydei'che) zurück. Dieses Nest liegt ca. 3 Zugstunden von Peking entfernt und was früher ein beliebter Badeort für Bonzen und hohe Tiere der Partei. Mittlerweile ist es zu einen "normalen" Badeort mutiert, was die Sache nicht wirklich belebt hat...

Aber von Anfang an: Nach den ganzen Strapazen der letzten Woche, wie die 24h Zugfahrt (s.u.), erfolglose JetLag-Bekämpfung, Matrikulierung an der Uni, Orga unseres Lebens hier in Peking, Zurechtfinden an der Uni, Fahrradkauf (zu diesen Themen später mal mehr), dachten wir uns, wir hätten uns ein wenig Urlaub verdient. Irgendjemand fand zu diesem Anlass Beidaihe und da wir eh nur auf Entspannung und Strand aus waren, paßte uns das alles gut in den Kram. Die Tickets waren schnell und recht unkompliziert organisiert und freitags mittags gings mit dem Zug los.
Nach einer mir unendlichen lang erscheinenden Suche nach einem Hotel (wir wollten nicht das erst beste Hotel nehmen, was uns unser Fahrer riet; und mit 5 Personen diskutiert man halt schon mal länger, was die beste Alternative sein könnte), wurde uns allen mal wieder klar, wie aufgeschmissen man ohne Chinesichkenntnisse ist. Wir erkundigten uns in einem Hotel nach dem Preis. Nachdem wir den normalen Preis von 680 Yuan auf 200 Yuan pro Zimmer heruntergehaldelt hatten, wollte ich das gerade erreichte noch einmal klarstellen und holte mit meinen paar Brocken Chinesisch aus: "Drei Zimmer. Ein Zimmer für 200 Yuan." Das muss wohl sehr souverän geklungen haben haben. Daraufhin bestürmte mich nämlich eine der Rezeptionistinnen (insgesamt betreuten uns drei) und legte los... KEIN WORT hab ich von dem verstanden, was sie mir klarmachen wollte! KEIN WORT! Schon bitter. Irgenwie haben wir es geschafft, die Zimmer zu buchen und einzuziehen.

Lenas Gesichtsausdruck, als sie etwas ekeliges bei uns im Zimmer erblickte....
... und zwar das: Schimmelnde Kaffeereste. Bis jetzt wusste ich nicht einmal, dass Kaffee überhaupt schimmeln kann.

Da kommt schon fast wieder Weihnachtsstimmung auf. Schön kitschig bunt wurde die Bäume an der Hauptstraße in Beidaihe gestaltet.

Da sich schon kollektiver Hunger breit gemacht hatte, entschlossen wir uns die küstentypische Küche zu kosten: Seafood. Ein kleines Restaurant in der Nähe der Strandpromenade erweckte unsere Aufmerksamkeit und nachdem wir eine englische Karte in die Hand gedrück bekamen, erkoren wir es für den ersten Seafood-Versuch in China. Wir wunderten uns noch über die Karte, deren Orginalpreise mit neuen und höheren Preisen überklebt waren. Ich dachte noch, "naja, die werden ihre Preise für diese Saison wohl angeschraubt haben", da warf Rainer der Bedienung schon ein "Tai guile!"- "Zu teuer!" entgegen. Prompt nahm sie uns die Karte wieder ab und schob uns die unmaipulierte Karte zu. WIE WAHNSINNIG DREIST!
Hier kann man sich seinen Fisch/Krebs/was auch immer direkt vor dem Verspeisen aussuchen.

Da werden alle die über den Tisch gezogen, die kein Chinesisch sprechen. Die Preise wurden teilweise verdreifacht und hatten somit westliche Maßstäbe erreicht! Dass dieser Touristennepp so schamlos betrieben wird, hätte ich in meinen wildesten Träumen nicht erahnen können. Letzlich waren wir auch eher mediumbegeistert von unsere Wahl. Julians fretierte Shrimps erschienen ihm schon sehr alt, Lenas Fleisch konnte eigentlich nicht als Fleich bezeinet werden, sondern bestand zu 50 Prozent aus Panade... Ich hatte Glück mit meinen Shrimps mit Gemüse und Cashewkernen. Mir schmeckte es sehr gut und auch den anderen gefiel diese Gericht am besten.

Dieser gute Qaulitätswhiskey ist uns in Beidaihe über den Weg gelaufen. Ob Jack Daniels wohl wusste, dass er einen chinesischen Zwillungsbruder namens Jieka hatte..?

Nun kommen wir zum eigentlichen Abenteuer des Tages:

Rausgehen auf Chinesich- oder was tun wenn es nix gibt...

Wir hatten leider nicht mitbekommen, dass die Haupsaison in Beidaihe schon vorbei war. So im Nachhinein hätte uns schon auffallen müssen, dass wir den ganzen Abend über recht wenige Leute in der Stadt gesehen hatten. Nur vereinzelte Russen lockerten das Bild der verwaisten Stadt auf. Wir bemerkten erst was Sache war, nachdem wir erfolglos versucht hatten eine Partylocation zu finden. Weder der uns am Bahnhof angepriesene "Barpark" noch ein an ein Hotel angeschlossener Club hatten geöfnet. So standen wir aufgebrezelt vor diesem Laden und hatten nicht wirklich einen Plan, was wir machen sollten. Nur im nächsten Ort, Qinghuandao (trotz seiner 300.000 Einwohner auch ein richtiges Provinznest), gäbe es Möglichkeiten raus zu gehen. Ich hatte darauf persönlich keine große Lust, doch das Drängen von Bartek, der schon scharf darauf war das chinesiche Nachtleben zu erkunden und die unschlagbar günstigen Taxipreise überzeugten schliesslich auch mich. Wir fuhren für 5 € nach Qinghuandao und wurden von unserem äußerst willigen und entgegenkommenden Taxifahren (er hat sich tatsächlich Mühe gegeben, uns zu verstehen- lag aber vielleicht auch daran, dass er eine Menge Umsatz witterte) am La Scala, einem Entertainment Club, rausgeworfen. Ohne wirklich zu wissen was ein Entertainment Club ist, bezahlten wir die 20 Yuan Eintritt und fieberten der ersten chinesichen Disko entgegen. Als wir hereinkamen bot sich uns aber ein ganz anderes Bild. Ins Auge viel im ersten Moment nur ein ausgeleuchtete Bühne mit einem Stuhl und einer gröhlenden Menge davor. Ich dachte nur "á la Superman": "Was ist es? Ist es ein Striplokal? Ist es eine Karaokebar? Nein, es ist..." So wirklich wissen wir es immer noch nicht...
Eine Stipbar wars jedenfalls nicht: Zwar waren die auftretenden Sängerinnen spärlich bekleidet, doch sie zogen sich nicht aus. Auch eine Karaokebar konnte es nicht sein- es fehlten die Bildschirme zum ablesen der Texte, und außerdem waren die Auftritte mit Backgroundtänzern und Nebeleffekten mindestens semi-professionell organisiert.

Es traten verschiedene Sänger und Sängerinnen auf, die 2-3 Lieber zum besten gaben. Natürlich auf Chinesisch. Sie wurden wild vom Publikum angefeuert und wurden in regelmäßigen Abständen von ihnen mit diversen Alkoholika versorgt. Als wir uns dann noch ganz nach vorne vor die Bühne setzten und von dem Moderator begrüßt wurden, war der Ofen echt aus. Ich hätte mich vor Lachen bepissen können... Dann trat noch ein Shaolin Mönch auf. Er machte die Verwirrung perfekt, indem er mit seinem Kopf ein Metallstück zerbrach und sich einen Nagel durch den Hals scho. Ich konnte mich zwischenzeitlich schon gar nich mehr vor lachen einkriegen. Die ganze Sache war einfach zu abgefahren! Dann - wie hätte es anders sein können - kam mein großer Auftritt. Ich wurde für ein Kunststück des Mönchs mit zwei weiteren Chinesen auf die Bühne gebeten. Erst wollte ich nicht, doch nachdem sich der Mönch in den Kopf gesetzt hatte einen der 5 Westler im Club auf die Bühne zu befördern und die anderen 4 wohl noch ernergischer mit dem Kopf schüttelten als, blieb mir keine andere Wahl. Mir war im Grunde schon klar, dass ich irgendwas machen musste, als wir die Plätze wechselten und plötzlich direkt in Greifweite der Bühne saßen. Mir passiert so ein Mist andauernd...
Jedenfalls wurde mir bedeutet, mich auf die Schultern des knienden Mönchs zu setzten. Die anderen beiden Chinesen dienten zu Stabilisierung des chinesich-deutschen Gespanns, während der Mönch (mit mir obenauf) auf 2 auf dem Boden und mit der scharften Kante nach oben zeigende Messer stieg. Damit nicht genug. Mit meinen immerhin 80kg auf seinen Schultern ging er auch noch in die Knie. Der arme Tropf musste sich so sehr anstrengen, dass ihm der Schweiß in Strömen von der Nase tropfte. Hätte er einen der beiden leichtgewichtigen Chinesen ausgewählt, wär ihm das sicherlich nicht so schwer gefallen...
Ich war von seiner Leistung sehr beeindruckt!

Leider ist von seinen Messern hier nichts zu sehen, aber glaubt mir, da waren welche!

Nach meinem Intermezzo im Showbiz wurde ich wieder ins Publikum entlassen, wo ich mich in der Umgebung meiner neuen Fans angemessen feiern ließ... ;)
Kurze Zeit später wurde die ganze Bühne heruntergefahren, Technomusik eingeworfen und die Leute strömten auf die gerade entstandene Tanzfläche. Wo gerade noch live performt worden war, zappelten jetzt meist männliche Chinesen zu harten Beats. "Na gut", dachten wir uns, "dann laßt uns den Chinesen mal zeigen wie man Party macht!" Die die Gelegenheit bot sich nicht wirklich. Nach gefühlten 5min wurden aus den Partyveranstaltern Partypooper! Um 12.20Uhr war die Tanzfläche plötzlich menschenleer und das Licht ging an. Ende im Gelände. Die Party ist aus. Wir wurden quasi schon rausgefegt... Also an die chinesichen Partysitten muss ich mich erstmal gewöhnen. Uns erst mit komischen Performances von Tanzen abhalten und dann das ganze Ding schon nach einer halben Stunde dicht machen... Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt. Ich hoffe hier in Peking gibts auch "normale" Clubs. Die ganze Sache war schon richtig witzig, doch zu kurzweilig und passiv.

Frühstück am Morgen danach: Baozi (Fleisch in Teigklößchen) und handgemachte Nudeln...mhhh...
Hier sieht man, wie der Koch die Nudeln direkt am Straßenrand vor dem Restaurant frisch anfertigt. Schon ein sehenswerte Angelegenheit.
Zum Essen bekommt man in Plastik verpacktes Esszeugs: Inhalt: 1Löffel, 1Tasse, 1Glas, 1Teller. Das Öffnen der Verpackung und somit die Nutzung des Geschirrs kostet 1Yuan. Schon eine Touriabzocke!

Weiteres zu unserem Lieblingsbadeort morgen. Jetzt gehts erstmal ins Bett.

Freitag, 19. September 2008

24h Zugfahrt

Als wir uns entschieden mit dem Zug von Hong Kong nach Peking zu fahren, war ich zuerst skeptisch. 24h in einem Zug auf engstem Raum. Dabei soll man schlaften können? Das ganze gerumpel und so richtig viel sehen würde man auch nicht... Naja, wir enschlossen uns dann für einen Aufpreis con guten 30€ die Luxusvariante (Softsleeper) zu wählen. Statt 6 Leuten in einem Abteil waren es nur 4. Statt einer Türrahmen ohne Tür hatte unser Abteil tatsächlich eine verschliesßbare Tür. Wir teilten uns die zwei Toiletten in unserem Wagon nur mit 36 Personen anstatt mit doppelt sovielen. Insgesamt war ich also positiv überrascht und das Schlafen klappte mit Ohropax und trotz Jetlag hervorragend!
Doch schon kurz dem Anbruch der Reise begegnete uns der erste "Cultural Incident":
Auf dem Gang erschien eine Schaffnerin in Uniform die mit dem englischen Ausruf "Passport" jeden aufforderte ihr doch mal den Pass zu zeigen. Weil sie dieses eine Wort so souverän in jedes Abteil hineinschmetterte (doch irgendwie sonst nicht viel sagte, was uns allerdings nicht auffiel) gingen wir davon aus, dass ihr Englisch im Grunde auch perfekt sein müsste. Julian fragte sie dann auf Englisch ob noch viele Personen zusteigen würden. Darauf reagierte sie mit einem entsetzten Gesichtsausdrück der irgendwie sehr viel Leere ausstrahlte.... Schon da konnten wir uns nicht mehr zusammenreißen und fingen an zu kichern. Darauf warfen wir unser gebündeltes Chinesisch in den Raum um einen Satz zu bilden der annähernd den Inhalt hatte wie Julian Frage. Das war natürlich wiederrum begleitet von Gelächter unsererseits und ratlosem Blick von Seiten der Schaffnerin. Schliesslich gab Julian mit Händeschütteln auf und die Schaffnerin zog ohne nur ein einziges Wort gesagt zu haben wieder ab...
So im Nachhinein muss sie sich wohl sehr verarscht vorgekommen sein. Da sitzt eine Horde Westler, die sich augenscheinlich über sie lustig macht. Wir haben uns allerdings eher über die Situation an sich (war ja schliesslich nicht die erste solcher Situationen) und uns selbst lustig gemacht. Auf jeden Fall wurden wir von ihr danach nur noch mit einem etwas abschätzigen Blick bestraft und ein freundlichen Grinsen war danach nicht zu finden.
Der Rest der Fahrt blieb relativ ereignislos... obwohl... um halb 8 klopfte es energisch an unserer Abteiltür. So wurde ich unsanft aus meinen Träumen gerissen und saß plötzlich aufrecht im Bett. Ich schaute kurs auf die andere Seite des Abeils, Lena saß genauso dort wie ich. Wir rissen die Tür auf, und uns sprang eine chinesische Frau entgegen, die wild gestikulierend nach rechts zeigt und uns irgendetwas zu erklären versuchte. Gerade mal 2 Sekunden war es mit meiner Auffassungsgabe noch nicht weit her und so muss es auch wohl die chinesiche Dame gesehen haben. Sie machte sich nach unserer Nullraktion wieder von Dannen. Lena und ich konnten nur mit den Schultern zucken und legten uns wieder schlafen.

Donnerstag, 18. September 2008

Nachtrag: Kuriosiät

das hab ich ja gestern total vergessen:
Einkaufen
ODER: Wie beschäftige ich 1,3 Mio Menschen?
Kurze Vorgeschichte: Gut strukturiert wie wir waren, haben wir nach unserer Ankunft in unseren Wohnungen (dazu später mal mehr), haben wir uns direkt die netten Chinesen geschnappt, die uns vom Bahnhof geholt haben: Felix und Toni sind ihre englischen Namen (an die Chinesischen kann ich mich beim bestern Willen nicht erinnern.). Jedenfall bekamen sie den Auftrag, uns zu einem Laden zu führen wo wir SIM-Karten kaufen können. Das war auch alles halb so wild. Wir verzichteten auf das Aussuchen eines bestimmten Anbieters und einer bestimmten Nummer - die Chinesen beachten dabei sehr stark die chinesichen Zahlensymbolik, wobei die 4 wegen ihrer lautsprachigen Ähnlichkeit zum chinesischen Wort für Tod schlecht ist und die 8 Glück bringt- somit sind Nummern mit möglichst vielen 8 sehr beliebt und teurer. Stolz zogen wir also mit einer neuen SIM-Karte und einer Karte zum Aufladen der selbigen aus diesem Laden aus und machten uns beim gemeinsamen Essen daran das ganze ans Laufen zu kriegen. Während sich die ersten freuten und schon anfingen die Nummern auszutauschen, musste ich entsetzt feststellen, dass die neue Karte in meinem Handy nicht funktionierte und ich aufgefordert wurde einen Code einzugeben den ich nicht besaß.
Leicht angesäuert und enttäuscht machte ich mich am nächsten Tag auf den Weg mir ein neues Handy anzuschaffen. Diese Kosten hat ich tatsächlich nicht einkalkuliert. Ich war dann überrascht ein Nokia 1208 für nicht mal 30€ zu bekommen. Allerdings ist dieses Schmuckstück der finnischen Telefoniekunst ein Basic Version der Basic Version eines Einsteigermodels. Im Grunde brauche ich für das nächste halbe Jahr auch nicht anderes, doch wenn ich mein neues Handy mit dem meiner chinesischen Kommolitonen vergleiche, steigt mir doch schon die Scharmesröte ins Gesicht.
Wie auch immer, ich hab mir das Ding ausgesucht, nachdem mich die einzige englischsprachige Verkaufskraft in dem Laden quasi dorthin geführt hatte (und vorher von seiner Kollegin quer durch den Laden zu sich gebrüllt wurde: Es sei ein trotteliger Westler dort, der kein Wort Chinesisch spricht, dieser Idiot!). Ich bekam dann einen Zettel in die Hand gedrückt, womit ich dann zu einem Schalter im 2.Stock geschickt wurde um das Teil zu bezahlen. Nachdem ich dort meinen Namen auf einen anderen Zettel schreiben musste und es 3 Bedienstete brauchte um diesen dann in einen Computer einzugeben, bekam ich 2 weitere Schnipsel mit rotem Stempel. Dann gings zurück in den 1.Stock, wo ich einen dieser Schnipsel an einem weiteren Schalter abgeben musste, um mein Handy in Empfang zu nehmen. Schliesslich gings zurück zum ersten Schalter, wo mir schliesslich auch der letzte Schnipsel abgenommen wurde und wo man so nett war die Handysprache auf Englisch umzustellen.
So wie bei Julian waren an diesem Kaufprozess fast ein Dutzend Leute beteiligt, wobei ich vermute, dass die Zahl nach oben offen ist, wenn man kein/kaum Chinesich spricht. Wir haben jedenfalls das Gefühl, dass alle Geschäfte chronisch überbelegt sind und sich die Leute nur gegenseitig die Arbeit wegnehmen während der Rest gelangweilt in der Gegend rumstarrt...

Kurioses in China

7-11
Der Seven Eleven hat uns in Hong Kong mehr als ein mal das Leben gerettet. Der hat 24h geöffnet, verkauft von Wasser angefangen bis Bier alles Wesentliche und ist immer in der Nähe zu finden. Der Nutzen geht sogar so weit, dass wir einmal nachts mitten in dem Partyviertel Hong Kongs eine riesige Menschtraube vor diesem Laden antrafen, die dort Party machten. Dieses Event konnte ohne Zweifel mit jeder anderer Partylocation mithalten und man fragt sich dann schon warum man Eintritt und 5€ für ein Bier zahlen soll wenn es dort eine biligere und mindestens genauso gut Alternative gibt... ;)

Essen
Super lecker! Super viel! Super billig! Das härteste war bis jetzt, dass wir einmal mit 8 Leuten incl Getränken 160 Yuan bezahlt haben, was so 16€ entspricht. Billiger kann man kaum selbst kochen. Leider ist es nicht immer so günstig. Ich hoffe bald pendelt es sich ein, so dass wir am Tag nicht mehr als 10€ für Essen ausgeben müssen. Das einzige Problem beim Essen sind die Stäbchen. Ich muss mich hier leider als Stäbchen-Legastheniker outen. Regelmäßig fällt mir das Essen kurz vorm Mund von den Stäbchen und landet wahlweise auch mal gern neben dem Teller oder auf dem Boden. Außerdem verursacht das das Essen mit Stäbchen bei mir offenbar soviel Stress, dass meine Finger nach gefühlten 2 sec mit Schweiß gedeckt sind. Das führt dazu, dass die Stäbchen andauernd rutschen und ich sie dann in einer verkrampften Haltung "bedienen" muss, was wiederum zu Stress führt... ein Teufelskreis... Wie auch immer, ich esse wie ein Schein und unser kollektives Verhalten hat schon zu mancher Erheiterung am Nebentisch bei getragen. Andererseits haben wir gestern zwei Chinesinnen beim Pizza Essen mit Messer und Gabel beobachtet. Dies hat im Grunde für alle Peinlichkeiten entschädigt. Wie sie versucht haben, von der Seite dieses arme Stück Pizza mit der Gabel aufzuspießen ist hitverdächtig.... mal ganz abgesehen davon wie sie das "Esswerkzeug" gahalten haben. Ähnliche Probleme scheinen sie beim Öffnen einer Falsche mit einem Falschenöffner zu haben. Als eine Bedienung (bei der man erwarten könnte ein gewisses Maß an Routine im Umgang mit dem Flaschenöffner erreicht zu haben) bei uns am Tisch ein paar Bierflaschen öffnen wollte, hat sie fast die Flaschen umgeworfen (übrigens bei jeder Flasche) und die Kronkorken fielen dabei fast in unsen Schoß.

Selbst gekocht haben wir bis jetzt noch nicht, was aber auch daran lag, dass wir noch nicht wirklich viel Essen eingekauft haben. Heute sind wir allerdings zum Carrefour (einer französischen Supermarktkette) gepilgert. Ich kann nur sagen: Das wahre Paradies in Form eines Supermarkts. Wir kannten bis jetzt nur ein paar spärlich ausgestattete Shops.
Bartek bei der Fahrradprobe im Carrefour.

Getrocknete Scampis; gefunden direkt neben dem Müsli und den Nüssen.

Ist es ein Igel, ein Stachelschwein oder doch ein Riesenlitschi?

Doch im Carrefour kann man alles kriegen! Lena, Rainer und Julian haben dort noch Sachen für ihre Wohnung besorgt, während ich Stunden in der Essensabteilung hätte verbringen können. Besonders stolz bin ich auf mein winziges Glas Nutella für den horrenden Preis von über 2€. Normalerweise ist mir Nutella recht egal, doch hier wirkt es wie ein Stück Heimat zum Frühstück, vor allem da es generell sehr schwierig ist hier Sachen zum Frühstück zu finden. Der gemeine Chinese isst nämlich schon dann irgendwelchen Nudelkrams. Importiertes Müsli hab ich zwar auch gefunden, doch mit 6€ war mir das einfach zu teuer.


Hier sind wir beim Chinesich Essen zu sehen. Das rohe und sehr dünn geschnittene Fleisch/Huhn/Gemüse/vor-unseren-Augen-in-die-Luft-gworfene-Nudelmasse wird hier in einen kochenden Tomaten/Gemüsesud gegeben. Jeder kann sich so mit seinen eigenen Stäbchen etwas bruzeln, wenn er/sie das zu bruzelnde so lange mit den Stäbchen halten kann. Andere Möglichkeit: Man wirft einfach alles in den Sud und fischt sich dann später auf gut Glück wieder was raus. Aber laßt euch aus Erfahrung sagen, dass dies ein sehr herausfordnerndes Unterfangen werden kann...

Im Zusammenhang mit Essen gehen kommen wir direkt zum nächsten Thema:

Die Zeichensprache
Da es in unserem Kollektiv aus Paderborn (um beim chinesischen Sprachgebrauch zu bleiben) mit den Chinesisch Kenntnissen nicht wirklich weit her ist, müssen wir von der Zeichensprache reichlich Gebrauch machen. Und das besonders beim Essen bestellen. Generell bekommt man das schon hin, wirds allerdings etwas spezifischer begegnen einem ungeahnte Komplikationen. Wie macht man einer chinesechen Bedienung z.B. klar, dass etwas gut bzw. lecker ist. Kann man den Daumen wie beim "Daumen hoch" benutzen? Ich weiß, dass dies in einigen arabischen Ländern eine obzöne Geste ist; verhält es sich auch so in China? Kann den Daumen und Zeigefinger zu einem "O" formen, so wie es auch beim Tauchen gemacht wird um zu zeigen alles ist Okay? Ich meine in, einigen Länder ist dies das Zeichen für die Geschlechtsorgane der Frau?! Kann ich das hier machen oder nicht? Kann ich die Bedienung anlächeln und ihr zunicken? Oder gebe ich ihr damit irgendwelche anstößigen Signale? Jetzt stellt euch vor, wie ich vor meinem Essen in Hong Kong sitze und mir diese Gedanken durch den Kopf gehen während meine Hände unwillkürlich in der Luft schwingen und irgendwie nicht wirklich was aussagen. Letztendlich habe ich nichts zum Essen kommentiert... glaube ich... wusste einfach nicht wie ich das machen sollte...
Aber auch ein Zeichen für "mehr" oder "andere" ist einfach sehr schwer zu finden. Oft fangen wir dann an irgendetwas zu erklären, wofür wir nur ratloses Kopfschütteln und Erklärungen auf Chinesisch vom Verkaufspepersonal ernten. Als Julian gestern Bettwäsche kaufen wollte, landeten wir in einem Kaufhaus und nachdem 3 Verkäuferinnen schon nicht halfen, wurden noch 2 weitere geholt und die auch die Verkäuferinnen aus der gegenüüberliegenden Abteilung hatten offenbar auch noch hilfreiche Tips. Nach einer halben Stunde und gefühlten 20 Verkäuferinnen hatte Julian dann endlich eine passende Bettwäsche gefunden und ich glaube er hätte da gut eiin Bier vertragen können...

Das Geld
100€ entsprechen etwa 970Yuan. Das führt dazu, dass die Scheine generell ein paar mehr Nullen hinter der Zahl haben, als wir es von zu Hause gewöhnt sind. Interssant wird aber erst dadurch, dass auch auch einen 1-Yuan-Schein gibt (umgerechnet etwas 10 cent) und zu allem Überluss auch noch 5-Jiao-Scheine (10 Jiao entsprechen 1 Yuan; 5 Jiao sind somit ca. 5 cent) im Umlauf sind. Mir war der Unterschied zwischen dem 5-Jiao-Schein und dem 5-Yuan-Schein zum Anfang nicht klar. Dies führte dazu, dass ich die beiden Scheine verwechselte und mit einem 5-Jiao-Schein zahlen wollte. Die Bedienung fing dann an mit mir zu diskutieren, ich solle doch doch in Yuan bezahlen. Ich dachte erst ich hätte ihm irgendeine falsche Währung gegeben. Bartek, der neben mir stand, war leider genauso hilflos wie ich. Auch dass die Bedienung dann auf das Display mit dem Preis zeigte, und mit dazu irgendetwas erklären wollte, half mir nicht wirklich weiter. Erst als er mir den Schein wieder in die Hand drückte und sich weigerte ihn als Yuan zu akzeptieren, bemerkte ich den winzigen Schriftzug "jiao" auf dem Schein....

Taxi fahren
Spottbillig! Hier in Peking bezahlt man für die ersten 3km umgerechnet rund 1€ und dann pro angefangenen km weitere 10 cent. Bis jetzt ersetzt das die öffentliche Verkehrmittel recht effektiv. Einziges Problem, dass nicht 5 Personen in ein Taxi dürfen. In Hong Kong waren die ganzen Taxen für 5 Personen ausgelegt und somit das Reisen von A nach B überhaupt kein Problem. Jetzt muss man sich immer vorher genau überlegen wohin man fährt, denn man will sich ja nacher wieder treffen.

Gerüste
In Hong Kong wie im Rest von China wird kräftig gebaut. Überall entstehen neue Gebäude und vieles erscheint im Umschwung. Umso erstaunlicher erscheinen da die garadzu antiquierten Methoden des Gerüstbaus. Da wird noch mit Bambus gearbeitet. Also ich persönlich hätte da Probleme auf dem Ding rumzuturnen. Ich bin zwar auch durch meine Renovierungstätigkeiten in den USA einiges gewöhnt, doch wenn schon ich die Hände in Schock über den Kopf zusammenschlage, was soll dann bitte schön erst der TÜV sagen....


Kaffee
Bis jetzt haben wir noch nicht soviel Kaffee getrunken. Doch was wir gestern probiert haben, kann wohl als das ekligste Kaffeeähnliche Gesöff angesehen werden, was der Menschheit serviert wurde und allgemein als Vergewaltigung von Kaffeebohnen angesehen werden kann. Nicht nur, dass die ganze Geschichte kalt war (muss ja nicht umbedingt schlecht sein, wie alle Iced Coffee bei Starbuck's beweisen), sondern es schmeckt nach einer Mischung aus abgestandenen Kaffeefilter, versetzt mit einem Schuss faulem Wasser. Ich hoffe, dass wir bald etwas finden, wo man sich nett einen leckren Kaffee gönnen kann ohne sofort 4€ zahlen zu müssen.

Zeitschriften aus einem Automaten
Das ist uns in Hong Kong über den Weg gelaufen. Dass man sich mal eine Coke zieht, ist ja nix besonderes. Auch Zigaretten oder Snacks erscheinen mir aus einem Automaten nicht weiter merkwürdig. Aber Zeitschriften sind mir einfach neu.

Mittwoch, 17. September 2008

HK II

Mittlerweile bin ich in Peking angekommen. Aber dazu später mehr. Erstmal müssen die Erlebnisse in Hong Kong aufgearbeitet werden.
Unser zweiter Tag fing so irgendwann gegen Mittag an. Nachdem nach unserer Ankunft noch erstmal Essen gegangen waren, gingen wir einfach sehr spät ins Bett und mit der Kombination des Jet Lags und des ewig langen Fluges musste dann einfach ausgeschlafen werden. Der Tag fing dann so gegen 14 Uhr an. Diese Zeiten blieb während des ganzen Hong Kong Aufenthalts relativ konstant...
Sightseeing stand natürlich auf dem Programm. Neben der längsten Rolltreppe der Welt, mit der man ca. 20 min eine Anhöhe in der Stadt hinauf fährt fuhren wir auch mit der Tram den Victorias Peak hinauf. Von diesem Aussichtsturmaus, hat man einen Wahnsinnsblick auf die Skyline der Stadt- wenn es denn gerade keinen Smog gibt. Zwar ist die Aussicht mit Smog auch immer noch recht beeindruckend, doch irgendwie wirkt es als würde man durch Michglas schauen... So geschehen schon den ganzen Tag. Der Smog war so stark, dass die Sonne nur als Siluette am Himmel zu erkennen war und man direkt in sie hineinschauen konnte. DAS hab ich vorher auch noch nicht erlebt.

Smog-Smog-Smog... und ein bißchen Sonne, wenn man ganz genau hinschaut

Blick vom Mid-level Escalator in geschäftige Treiben der Stadt


Skyline bei Nacht vom Victorias Peak

Die ganze Zeit dabei war Anna. Anna hatten Lena und ich in Bochum bei unserem Sprachkurs kennen gelernt und sie wird für ein Jahr in Hong Kong studieren. Mit ihr waren wir abends noch ein wenig raus bis auch hier die Müdigkeit siegte.

Der nächste Tag war war eigentlich schon mit Aktivitäten verplant, da passierte der Unfall...
Da wir unser Hostel verlassen mussten, um in ein anderes Hostel zu ziehen, hatten wir unser Gepäck während des Umzugs schon teilweise auf den Flus des Hostels gestellt. Bei Verstellen seines eigenes Gepäcks stieß sich Julian so unglücklich sein Gepäck gegen den Zeh, dass sein Fussnagel nach oben umknickte und nur noch mit wenig Elan an seinem Zeh haften blieb. In Folge stand die Behandlung des Zehs und des kreideblassen Julians natürlich im Fordergrund. Es wurde Tape und Desinfektionszeugs organisiert und nach unserem Umzug ins neue Hostel, verabschiedete sich Julian für den Nachmittag ins Krankenhaus. Im Internet gibts unterschiedliche Meinungen ob man den Nagel dran lassen soll oder nicht, daher war ein Krankenhaus wohl die sicherste Alternative. Letztendlich blieb er dran und Flip Flops für Julian erstmal gestorben...


Das neue Hostel war soweit ganz in Ordnung. Wir kamen allerdings zuerst nicht in das Apartmentgebäude in dem sich das Hostel befand, da wir den Türcode nicht kannten. Wir wunderten uns erst warum der Sicherheitsbeamte, der in der Lobby saß uns nicht aufmachen wollte. Wir warteten bis jemand aus dem Gebäude herauskam um selbst hineingehen zu können. Es stellte sich schliesslich heraus, dass das Hostel illegal operierte (ein Schild am Fahrstuhl wies uns freundlich darauf hin) und dass die Hausverwaltung ein wenig allergisch darauf reagierte...
Daraufhin waren wir ein wenig verunsichert, doch nachdem wir ein Upgrade bekamen ("Oh, ihr habt aber viel Gepäch, das paßt ja gar nicht in euer 5er Zimmer. Ich gebe euch ein 3er und ein 2er Zimmer. ") und die sauberen und modernen Zimmer sahen, war alles wieder gut... Nach der Erfahrung in dem winzigen 5er Zimmer, war das wie ein Paradies.

Das verkürzte Tagesprogramm war danach die Beschaffung von Zugtickets nach Peking, ein wenig Bummeln an der Nathan Road (dem Touricenter in HK), die obligatorischen Fotos an der Avenue of the Stars (HK Equivalent zum Hollywood Walk of Fame) mit den Handabdrücken von Jackie Chan und Jet Li, sowie eine Lasershow, die aus einem Aufblinken der Hochhäuserbleuchtung zu Musik bestand.

Fußgängerzoone nahe der Nathan Rd- einfach wahnsinnig voll!


Essen im Schaufenster, bei einigen Sachen möchte ich gar nicht wissen was das ist...


Skyline von der Avenue of Stars aus gesehen


Rainer und die Hände Jet Lis.

Meine Hände waren trotz seiner Berühmtheit größer als von Jackie Chan...
8 Füße, 4 Leute, 6 Flip Flops und 2 Schuhe. Nun ratet mal welche Füße Julian gehören.

Trotz Julians Handycap entschlossen wir uns am Abend auch das Nachtleben von HK in Angriff zu nehmen. Wir starteten das ganz zu spanischen Zeiten (ich glaube wir verließen das Hostel um kurz vor 1 Uhr) und caperten ein Taxi um in den Partydistrikt zu gelangen. Nach ersten Unschlüssigkeiten landeten wir im Yamla, das von Annas Reiseführer und einigen auf der Straße angesprochenen Leuten empfohlen wurde. Im Grunde wars aber nur ein winziger Club, in dem irgendein Elektro-Techno Krams gespielt wurde und die Leute wegen Überfüllung sowieso eher draußen vor dem Club standen als in dem Laden selbst. So auch wir, nachdem ich eine Runde Bier zu mindestens europäischen Preisen organisiert hatten. Das hätte man im 7-11 erheblich billiger bekommen und sich trotzdem vor das Yumla stellen können... Danach scheiterten wir noch vor einem anderen Club (Members Only), obwohl wir als unsere Geheimwaffe Lena einsetzten. Doch all ihr Charme nützte nichts, der Türsteher ließ uns einfach nicht herein. Richtig abgesackt sind wir dann in einem anderen Laden und nachdem wir unser erstes Frühstück in Hong Kong um kurz vor 6 im McDonald's zu uns genommen hatten (warum muss man nach dem Tinken denn immer was Essen? In dem Moment ist es sicherlich ganz gut, doch als ich mittags wieder aufstand, hab ich es einfach nur noch bereut!), gings dann auch endlich mal ins Bett.

Am Samstag gings dann nach Macao. Da Macao zwar 1999 wieder zurück an China übergeben wurde, doch immer noch einen speziellen Status (genauso wie Hong Kong) hat, mussten wir erstmal offizielle aus Hong Kong ausreisen (incl Stempel im Pass) und nach ca. einstündiger Fährendfahrt in Macao einreisen (incl. 2 Stempel im Pass). Das gleiche wiederholte sich dann auf der Rückfährt. Und schwupps, schon hat man eine Seite im Pass voll und es sieht aus als hätte man die halbe Welt bereist...
Kleines Gässchen im alten protugischen Teil Macaos
Lena und ich auf dem Hauptplatz, Largoo de Senado, der wegen der olympischen Spiele mit kitschigen Pavions überspannt wurde. So schafft man es effizient die ehemals romantische Atmosphäre mit chinesichem Kommerz niederzuringen...

Getrocknete (oder bei den Temperaturen eher gesagt geräucherte) Fleischscheiben in verschieden Sorten, die in einer besonderen Straße verkauft wurden und einen bestialischen Gestank verbreiten. Nichtsdestotrotz waren wir mutig genug das Ding mal zu probieren und mir persönlich hats sogar gut geschmeckt. Und weil es mir immer noch gut geht, waren wohl alle Ängste über Hygiene wegen dem ungekühlten Verkauf direkt an der Straße unbegründet.

Weil Macao im Gegensatz zu Hong Kong unter portugisischen Einfluss stand, hat es sich auch ganz anders entwickelt. Zwar sind die Mehrzahl der Einwohner Chinesen, doch Protugisisch ist auch offizielle "Landessprache", so dass viele Schiler auch in portugisich beschrieben sind. Schon ganz witzig. Der Unterschied wird aber auch in der Bauweise einiger Bauwerke ersichtlich. Da ist ein ganz anderer Stil zu finden als im eher modernen Hong Kong. Außerdem ist im Gegensatz zu Hong Kong und China das Glückspiel in Macao legal. Das hat zum Bau riesiger Casinos geführt und dem Ruf Macaos als das "kleine Las Vegas in Asien". Las Vegas ist tatsächlich eine Nummer spektakulärer, doch da das Glückspiel für Chinesen ein Volkssport ist, brauchen sie offenbar auch weniger Anreize zum spielen als der gemeine Amerikaner... Schon jetzt setzt Macao mehr um als Las Vegas und jeder einzelne Spieltisch ist 10mal profitabler.

Ruinen der St. Paul's Kirche mit dem Rest der China-Reisegruppe: Lena, Rainer, Bartek und Julian. Links neben der Kirche......steht dieses kitschige Ding. Was die genaue Bedeutung und Aufgabe ist, bleibt mir wohl für immer unerschlossen....

Hier die Aussicht über die Stadt. Alles überragt das Grand Lisboa.

Natürlich schauten wir uns auch das eine oder andere Kasino von innen an (nachdem sich der kulturelle Teil unsere Reise wegen unserer späten Ankunft im Dunkeln sehr in Grenzen hielt). Julian und Bartek entschlossen sich dann ein wenig ihres Stipendiums zu verzocken und setzten sich an den Roulettetisch. Lena, Rainer und ich beschränkten uns auf eine Zuschauer- und Unterstützungsrolle.
Grand Lisboa- von Nahem.

Ca. 2h Stunden spielten sie, bevor Julian mit seinem letzten Chips kurz vor dem Aus stand und dank Fortune und dem Nachahmen des Spiels eines Chinesen neben ihm plötzlich mit dem Doppelten seines Startkapitals darstand. Ein weiterer Chinese verspielte wohl seinen ganzen Monatslohn. Jedenfalls wechselte er in kurzer Zeit immer wieder 1000 HK$ um, was ungefähr 100€ entspricht. Nach 5000 HK$ habe ich aufgehört zu zählen. Das sind für Chinesiche Verhältnisse tatsächlich Umsummen! Einerseits sah er wirklich so aus, als hätte er nicht viel Geld. Andererseits setzte er seine Einsätze so hoch und verspielte sein Geld ohne eine Miene zu verziehen, so dass wir den Eindruck bekamen, dass es für ihn nur Peanuts waren....

Weiters zu unserer 24h Zugfahrt und den ersten Eindrücken aus Peking hoffentlich in Kürze.