Verbotene Stadt
So wie z.B. der Besuch von Muriel aus Shanghai. Sie hatte ich bei unserem Karaokeabend dort kennen gelernt und da sie am Wochenende drauf in Beijing vorbei schauen wollte, machten wir aus, irgendetwas zusammen zu unternehmen. Daraus wurde dann mein Tag in der Verbotenen Stadt, der ehemaligen Kaiserresidenz mitten im Herzen Beijings. Wiedereinmal mussten wir uns durch Unmengen von chinesischen Touristengruppen drängeln und vor den einzelnen Gebäuden regelrecht darum kämpfen ein Foto machen zu können. Da verstehen die Chinesen keinen Spaß und man bekommt öfter als man einen Ellenbogen ab. Ich bin ja glücklicherweise bis zu drei Köpfe größer als alle Chinesen, daher habe ich mich dann ab einen bestimmten Zeitpunkt darauf beschränkt einfach über sämtliche Köpfe hinweg meine Fotos zu schiessen. Vorm Eingang wurde ich von isgesamt drei verschiedenen chinesischen Gruppen angesprochen worden, die angeblich ihr Englisch verbessern wollten und selbst auch nur zu Besuch in Beijing gewesen sein wollen. Doch nachdem solche Leute uns in Shanghai irgendwelche Tickets angeboten haben bzw. uns ihren Service als Reiseführer vermitteln wollten, bin ich bei solchen Sachen vorsichtig geworden. Ich hatte glücklicherweise eine Ausrede, unseren Statistikkurs am Abend. Vor allen Dingen ein Mädel wollte hat mich penetrant gefragt ob ich nicht nur eben für 10min in ein benachbartes Vierel mit ihnen gehen wollte... Was soll ich denn da für 10min. Die wollte mir bestimmt irgendetwas verkaufen... oder sie hätte mir meine Organe gestohlen, wer weiß das schon....
Da kann man echt nur mit dem Kof schütteln... Mit solchen Menschenmengen musst ich immer kämpfen um ein paar Fotos schiessen zu können.
Great Wall Walk: Jinshangling to Simatai
Weil es uns so gut gefallen hat, unternahmen wir einen dritten Trip zur Mauer. Somit waren ich innhalb von 10 Tagen dreimal dort- natürlich jedes Mal an einem anderen Teilstück. Diesmal gings schon früh morgens um 6.30Uhr los, und zwar nach Jinshangling. Von dort aus kann man dann ca. 10km auf der noch recht orginalen Mauer hiken. So schleppten wir uns dann ca. 5h über Berge und Hügel. Erst noch mit recht miesen Wetter, was die ganze Aktion für mich in Frage stellte. Doch gegen Nachmittag verzog sich der Nebel/Smog/Was-Auch-Immer und die Sonne sorgte nicht nur für angenehme Spaziergangstemperaturen, sondern auch für phänomenale Sicht auf der Verlauf der Mauer. Dem konnte man dann tatsächlich über Kilometer lang folgen und so die architektonische Meisterleistung der Bauherren würdigen. Mir bleibt es auf jeden Fall wegen der Anstrengung (wann läuft man schon mal zig Kilometer über ich weiß nicht wieviele Berge) und traumhaften Perspektiven in Erinnerung. Außerdem war es von den drei Stücken Mauer bis jetzt das schönste und die orginalste Erfahrung! Zu unserer deutschen Gruppe ist nun auch Jan dazu gestoßen. Er kommt aus Regensburg und forscht hier über zwei Monate lang wegen seiner Diplomarbeit. Witzigerweise hat er mit Stefan, den ich während meines Erasmusjahres in Alcalá kennen gelernt habe, Abitur gemacht. Die Welt ist schon ein Dorf. Da hätte ich ja auch in Lünten bleiben können ;)
Nicht immer haben wir den einfachsten Weg genommen. Hier braucht Lena einen helfende Hand von Julian, da der Abstieg von einem der Türme doch etwas schwieriger war.
Da schlängelt sich die Mauer von mir ausgehend erst den Berg hinunter und dann wieder hinauf um dann entlang der Bergkuppe am Horizont zu verschwinden.
Hier sind die Sträucher schon in allen Farben verfäbt. So hätte es auch im Xiangshan aussehen sollen (s.u.)
Bei Hai Park
Was macht man mit einem freien Nachmittag in Beijing. Wenn man clever ist und gerade nichts zu tun hat, setzt man sich am besten in den nächsten Bus und düst in die Innenstadt. So geschehen als wir uns mit ein paar Leuten überlegten mal in einen bekannten Pekinger Park zu gehen um dort zu chillen: Der Bei Hai Park. So weit, so gut. Als wir dort jedoch ankamen, mussten wir feststellen, dass der Bei Hai Park kein Park im westlichen Sinne ist. Zwar war alles ganz nett und schön anzusehen, doch die erhofften Grünflächen zum Relaxen fehlten. Außdem mussten wir erstmal ein Boot nehmen, um zu dem wirklich interessanten Teil des Parks vorzustoßen: Einer Insel. Auf dieser Insel gab es allerhand Gebäude, Tempel, Pavillions und Pagoden, doch erfüllte das alles nicht unsere Kriterien für einen Nachmittag im Park. Nach ein wenig ziellosem Umhergeirre, belegten wir schliesslich einen kleinen Pavillion, wovon man eine schöne Aussicht über den See hatte und einen kleinen Blick über die Stadt erhaschen konnte.
Hier siehts mal so aus als wäre keiner da... leider völliger Schwachsinn, ich konnte einfach mal den richtigen Moment fürs Foto abwarten. Schon eine Sekunde später liefen schon wieder zig Leute durchs Bild.
Karaoke mit class mates
Unsere Klassenkameraden hatten uns gefragt, ob wir nicht Lust hätten mit ihnen mal Karaoke singen zu gehen. Begeistert sagten wir zu, denn wir hatten gehört, dass bei solchen Geschichten die Chinesen endlich mal ein wenig aus sich raus kommen und sich das ganze zu einem wilden Abend entwickeln könnte. Abgesehen davon erfhofften wir uns einen besseren Kontakt zu unseren "fellow students" zu entwickeln. Als wir dann den Termin bekamen, brach bei uns allen Ratlosigkeit aus. Das Karaoke war für 13Uhr Nachmittag angesetzt- an einem Sonntag. Nicht nur zerstückelte uns diese ganze Aktion einen unserer wenigen freien Tage, doch warum zur Hölle will man an einem Sonntag Nachmittag Karaoke singen? Der Plan die guten Chinesen mit ein wenig Bier abzufüllen und umgänglicher zu machen fiel so erstmal ins Wasser.
Zusätzlich tauchte gerade mal die Hälfte unseres Kurses auf. Danach kam ich mir vor wie in einem Mix aus Rassen- und Geschlechtertrennung. Die chinesischen Mädels stürzten sich direkt auf die Musikmaschine, um sich unter lautem Gekicher und Rumgehüpfe ihre Lieder auszusuchen und blieben auch dort sitzen. Die paar Kerle, die auftauchten, setzten sich desinteressiert in die gegenüberliegende Ecke, schoben ein paar Stühle zusammen und holten dann ihre Karten raus. Leicht irritiert saßen wir Internationalen in der Mitte und wussten gar nicht welche Ausrede am besten passen würde, um hier so schnell wie möglich wieder raus zu kommen... Auch ein paar Kontaktversuche waren nicht wirklich fruchtbar.
Als dann noch das Gesinge losging, wurde uns ganz anders! Selbstverständlich legten die Chinesen nur chinesische Lieder auf. Das war ja auch nicht weiter schlimm. Doch als wir dann endlich mal ein paar Lieder aussuchen durften, nachdem die ganze Truppe über einen langen Zeitraum ein überwiegendes Desinteresse an unserem Schicksal/Wohlergehen gezeigt hatte, wurden viele unserer Lieder einfach übersprungen. Und schwupps, da sangen schon wieder eine Herde volle Chinesinnen irgendein Herzschmerzgejammer. Wir wussten nicht wie wir mit dieser Situation umgehen sollten. Sollten wir sie konfrontieren und damit Gefahr laufen, sie für immer zu vergräzen? Oder sollten wir uns auch einfach mal an der Musikmaschine zu schaffen machen und die ganze Show boykottieren?! Leztendlich entschieden Bartek sich für die harmloseste Variante und bestellte ein Fäßchen Bier. So wurden unsere Nerven entspannter, die chinesische Musik erträglicher und die ganze Situation irgendwie witzig. Nichtdestotrotz waren wir von dem Verhalten der Chinesen wenig begeistert. Um möglichst unauffällig die Sache aufzulösen, verabschiedete sich unsere Truppe schrittweise über einen Zeitraum von ca. 1h. Wir wollten ihnen mit unserem vorgezogenen Verschwinden ja schliesslich nicht zu sehr vor den Kopf stoßen.
Xiangshan
Im Herbst verfärben sich die Blätter. Das weiß ja jeder. Aber hier in Peking gibt es einen Park, bei dem die Bäume sich so schön verfärben, dass es eine Touristenmagnet geworden ist. "Das müssen wir mitnehmen", dachten wir uns und machten uns auf den langen Weg zum Xiangschan Park. Lang war die Anreise deswegen, weil wir mit dem Bus über eine Stunde brauchten. In Deutschland würde mich jeder für verrückt erklären, wenn ich von Paderborn nach Bielefeld fahre, nur um dort in einen Park zu gehen. Aber hier werden Entfernungen ganz anderes gemessen. Sogar wenn ein Heimatdorf eines Chinesesen noch 4h von Peking entfernt liegt, ist es ganz nah. Häufig hört man auch sowas wie "ein bißchen weit" oder "vielleicht weit"... dann weiß bei Wegbeschreibungen schon, dass man sich am besten den ganzen Nachmittag dafür Zeit nehmen sollte.
Wie auch immer, wir landeten also in dem Park, der - wie es sich für eine chinesische Sehenswürdigkeit gehört - mit Menschen überlaufen war. Getoppt wurde es dann damit, dass sich diese dummen Blätter noch nicht verfärbt hatten und die eigentliche Sehenswürdigkeit noch gar nicht existierte. Trotzdem entschlossen wir uns den Park mal ein wenig näher unter die Lupe zu nehmen und erklommen einen Hügel. Wieder einmal stellten sich die Menschenmengen als Problem dar, denn wenn ein riesiger Strom an Chinesen den Berg ohne Rücksicht auf Verluste heruntersürmt, gestaltet sich der eingene Aufstieg entgegen dem Strom etwas schwieriger. Auch die von Shiyang eingeschlagenen Umwege machten die Sache nicht wirklich besser. Zwar entgingen wir manchmal den Menschentrauben, doch dabei machten wir die zweifelhafte Bekanntschaft mit niedergetretenen Absperrungszäunen (die wir dann natürlich auch überstiegen), übelststeilen Anstiegen (da ich mich auf einen Park und nicht auf eine Bergbesteigung eingestellt hatte, war ich dementsprechend mit unpassendem Schuhwerk unterwegs) und der einen oder anderen Orientierungslosigkeit. Immerhin wurden wir letztendlich mit einem smogfreien Blick auf Beijing entlohnt, der einem einen Eindruck über die wahnsinnige Größe der Stadt verschaffte.
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