Montag, 13. Oktober 2008

Meine Wohnung- oder Leben auf dem Campus

Auf besondere Nachfrage will ich jetzt mal ein wenig über meine/unsere Wohnung los werden. Das Apartmenthaus, in dem wir wohnen, liegt auf dem Campusgelände. Und wie der Zufall es so will befindet sich unser Vorlesungsgebäude direkt um die Ecke. Somit komme ich das erste mal in den Genuss ausgiebig schlafen zu können. Und sogar als Bartek und ich den ersten Morgen vor der Vorlesung verschlafen hatten und nur zehn Minuten vor Vorlesungsbeginn aufstanden (bzw. Bartek wild an meine Tür klopfte und meinte wir sollten doch mal losgehen...) kamen wir nur 5 Minuten zu spät. Diesen Luxus gibts für mich in Paderborn nicht, geschweige denn zu Schulzeiten wo ich fast 1,5h vor Unterrichtsbeginn aufstehen musste... Also, die Lage ist somit ganz okay. Der einzige Nachteil an einer Wohnung auf dem Unigelände ist, dass die Uni ihre Pforten um 0Uhr schliesst. Und das nicht nur sprichwörtlich. Es gibt insgesamt vier große Eingänge und noch einige kleine. Bis auf eines, welches nicht wirklich in der Nähe meiner Wohnung liegt, werden alle bis spätestens 0Uhr geschlossen. Also entweder überlegt man sich dann bei Parties oder sonstigen Aktivitäten das ganz um kurz vor 12 zu verlassen oder es ist noch eine sportliche Betätigung angesagt: Übers Tor klettern. Die verschiedenen Tore besitzen verschiedene Schwierigkeitsgrade. Unser kleines Tor direkt neben dem Apartmentgebäude ist relativ einfach zu meistern, doch das hohe Südtor ist schon ein anderes Kaliber.Das ganze ist schon im nüchternen Zustand nicht ohne weiteres zu bewerkstelligen. Doch wenn dann noch ein gewisser Alkoholisierungsgrad hinzukommt, entwickelt sich das Klettern zu einer wahren Herausforderung. Ich seh mich da schon irgendwann nach einer durchzechten Nacht drinhängen bzw. irgendwelche Kleidungsstücke zerreißen.

Shi Yang, wie sie nach einem Kochabend bei Lena & Co über das South Gate klettern muss. Für sie war es das erste Mal, obwohl sie schon um einiges länger in Beijing studiert als ich...

Naja... als ich das erste Mal das Treppenhaus bei unserer Ankunft hochgelaufen bin, hat mich aber fast der Schlag getroffen. Ich konnte nicht glauben woran ich geraten war: Alles sah sehr heruntergekommen aus. Dort wo die kalte Zementmauer tatsächlich mit Farbe bekleckst wurde, bröckelte dieselbige auch schon ab. Insgesamt wenig einladend und so gar nicht was ich erwartete hatte. Doch als dann die Tür zu unerer Wohnung aufging, war ich ganz schnell erleichtert. Zwar besitzt die Wohnung nicht die gewohnten deutschen Standarts, doch man kann es hier schon gut aushalten.

Unser Apartmentkomplex von außen. Zwar läßt sich über Pink als ansprechende Farbe für die Fassade streiten, doch ließ das noch keine Schlüsse darüber zu, was uns im Treppenhaus erwartete...

...ich war erstmal schockiert. Worauf hatte ich mich hier nur eingelassen?

Die Küche ist etwas verranzt, doch kochen ist insgesamt möglich. Zwar gibt es kein funktionierende Lampe, doch eine Leselampe spendet wenigstens etwas Licht. Um die Waschmaschine zu bedienen muss erst jedes Mal ein Verlängerungskabel durch die Küche gezogen werden. Warmes Wasser gibt es leider nur Bad, so dass man bei großen Spülprojekten das Wasser erstmal durch die halbe Wohung buksieren muss. Der Kühlschrank ist recht groß, sogar so groß dass wir uns bis jetzt noch nicht die Mühe gemacht haben die Maiskolben unserer Vormieter, die im Kühlfach ein trostlosen Dasein fristen, zu entsorgen...

Unsere Küche: Klein, aber alle wichitgen Kochutensilien sind vorhanden.

Das Esszimmer...


... Blick von der anderen Seite.

Das Bad ist ziemlich klein. Wenn man duscht, steht direkt das ganze Bad unter Wasser. Aber wenigstens ist warmes Wasser zur genüge vorhanden (im Gegensatz zu meinen Wohnungen in Herbram, Alcalá und Sydney), wenn man dann den Stecker des Warmwassererhitzers nicht erst 10min vorm Duschen einstöpselt. Dieser Stecker muss nämlich beim Duschen selbst aus Sicherheitsgründen ausgestöspelt werden, da er sich direkt über dem Waschbecken befindet. Bartek vergißt leider des Öfteren ihn wieder reinzustecken und dann haben wir morgens schon mal kein warmes Wasser... Das Abflusssystem ist wohl nicht dafür ausgelegt Toilettenpapier verarbeiten zu können. So verstopft unsere Toilette in schöner Regelmäßigkeit.

Irgendwie kann man hier auch fast alles gleichzeitig machen...

Mein Zimmer ist tatsächlich sehr groß und hat im Gegensatz zu Barteks Zimmer sogar einen Schrank und einen Schreibtisch. Dafür hat Bartek ein den Ferseher und ein richtiges Bett. Ich dagegen hab nur einen ausziehbare Couch bekommen. Die ist zwar auch recht groß, doch eine Metallstange als Verlängerung der Couch ist beim Schlafen immer in meinen Rücken. Also entweder lege ich mich dann diagonal auf Bett, so dass es mit der vorher angesprochenen Größe des Betts nicht mehr weit her ist, oder ich schlafe kaum weil das Ding im Rücken nervt.

Unsere Nachbarn hört man kaum. Letztens wurde ich zwar mal von einem Bohrer geweckt, doch das ist kein Vergleich zu dem Baumlärm vor der Haustür in Alcalá und der Baustelle auf meinem Kopf in Sydney. Und auch den Straßenlärm bekomme ich selbst kaum mit.


Mein Reich- im Mittelpunkt natürlich das Bett. Hinten links gehts raus zu meinem Balkon, wo man auch die Wäschse trocknen kann.

... und aus der anderen Richtung. In den Regalen befinden sich übrigens alles Dinge von unerer Vermieterin wie DVDs, Bücher und auch ein Foto von ihr und einer anderen Person, die jedoch aus dem Foto ausgeschnitten und durch ein paar Kinder ersetzt wurde. Schon irgendwie merkwürdig diese privaten Dinge einer fremden Person da rumstehen zu haben. Aber irgendwann gewöhnt man sich auch daran.

Trotz all dieser Macken bin ich mit unserer überteuerten Wohnung eigentlich recht zufrieden. Das einzige was mich wirklich stört ist das Bett. Momentan schlafe ich nicht wirklich lange, da ich, sobald ich einmal aufgewacht bin, sofort diese Stange im Rücken fühle. Außerdem sind die Kissen so schlecht, dass ich jedes Mal mit Nackenschmerzen aufgewacht bin. Jetzt hab ich die Kissen erstmal entsorgt und schlafe vorerst ohne. Das geht auch. Und das ist alles noch hundertmal besser als sich zu viert ein Zimmer und mit 30-40 Leuten ein Bad zu teilen, wie es viele Chinesen, die im Wohnheim leben, tun müssen. Da weiß ich diesen Luxus schon zu schätzen!

3 Kommentare:

Martina - Lütti hat gesagt…

Hihihi, schon wieder hööööchst amüsante Schilderungen zu deiner Wohnsituation - und was kommt mir das bekannt vor! Der Stecker für das warme Wasser war in Singapur mein größter Feind, in Alcalá hatten wir auch die schöne Baustelle gegenüber (wo einem die Bauarbeiter bis auf den Frühstückstisch gucken konnten) und hier wohne ich im Keller! ;-)
Gut, dass wir so viel Humor haben, hm?
Liebe Grüße aus down under nach "a bit further up",
Martinsen

Sara hat gesagt…

Der Flur ist ja echt fürchterlich.

Ruifu hat gesagt…

Moinsen von Front der vorigen Generation! Wir haben hier nen gemütliches ASBE Nachtreffen und glucksen uns über euer Schicksal kaputt. Übrigens konnte Manuela sich noch an jenes zerschnittene Foto erinnern. Das ist wohl schon länger da und hat nichts mit ihrem jetzigen deutschen Ehemann zu tun...

Wird eigentlich immernoch renoviert? Damals gab es den Renovation-Ultra-Marathon. Das Ergebnis kann man auf dem Treppenhausfoto sehen mit den tatsächlich neuen Fenstern.
Insider Tipp: Mit der Klimaanlage kann man auch Heizen!

Greeeeeeeeeeeeeetze von uns allen